9. April 2024 / Allgemeines

Getöteter Arzt arbeitete mit psychisch kranken Kriminellen

Ein Arzt arbeitet mit Straftätern in einem psychiatrischen Krankenhaus. Nach Dienstschluss wird er plötzlich vor der Klinik angegriffen und stirbt. Es gibt einen Tatverdächtigen. Was war das Motiv?

Auf dem Gelände des Inn-Salzach-Klinikums Gabersee in Wasserburg am Inn ist ein Arzt getötet worden.
von dpa

Ein Mann soll in Oberbayern einen Mediziner getötet haben, der mit psychisch kranken und suchtkranken Straftätern arbeitete. Der Verdächtige ist laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur nach ersten Ermittlungen ein ehemaliger Patient des Opfers. Polizei und Staatsanwaltschaft teilten dazu nur mit, es gebe Hinweise darauf, «dass zwischen dem Opfer und dem mutmaßlichen Täter vor einigen Jahren ein berufsbedingter Kontakt bestand». 

Ein Polizeisprecher wollte sich auf Nachfrage nicht detaillierter dazu äußern. Am Dienstag habe ein Ermittlungsrichter eine Unterbringung des Mannes in einer niederbayerischen Fachklinik angeordnet. Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei ermitteln nun wegen Mordes gegen den Deutschen, der kurz nach der Tat am Montagabend blutverschmiert von Polizisten festgenommen wurde. Hinweise zu einem möglichen Motiv wurden zunächst nicht öffentlich bekannt. Nach Polizeiangaben wurde die mutmaßliche Tatwaffe, ein Küchenmesser, sichergestellt. 

Mediziner arbeitete mit Rechtsbrechern

Der Regierungsbezirk Oberbayern ist Träger der betroffenen Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie, psychosomatische Medizin, Geriatrie und Neurologie in Wasserburg am Inn. Nach Angaben einer Bezirkssprecherin war der 64 Jahre alte Mediziner seit vielen Jahren in der Klinik beschäftigt. «Er hat nur mit Rechtsbrechern gearbeitet, im Maßregelvollzug», sagte die Sprecherin. Der Angriff sei nach dem Dienstende des Mannes erfolgt. 

Beim Maßregelvollzug geht es um die Unterbringung von psychisch- oder suchtkranken Straftätern zum Schutz der Bevölkerung und zur Therapie der Betroffenen. Eine Möglichkeit ist die Unterbringung von Straftätern in einem psychiatrischen Krankenhaus. Voraussetzung ist, dass jemand bei der Tat nur vermindert oder gar nicht schuldfähig war und für die Allgemeinheit weiterhin gefährlich ist. 

Verdächtiger ohne Widerstand festgenommen

Ein Zeuge hatte am Montagabend kurz nach 18.00 Uhr Polizisten auf das Opfer aufmerksam gemacht. Die Beamten waren eigentlich wegen eines anderen Einsatzes auf dem Gelände der Klinik. Ersthelfer kümmerten sich um den Verletzten, der aber kurz darauf starb. Der Verdächtige wurde demnach unweit des Tatortes, noch auf dem Klinikgelände, widerstandslos festgenommen. 

Das Klinikgelände ist nach Bezirksangaben ein offenes Areal. «Der überwiegende Teil der psychisch kranken Menschen bei uns ist kein Rechtsbrecher», sagte die Sprecherin. Vielfach gehe es bei diesen Menschen um Selbstgefährdung statt um Fremdgefährdung. 

Der Betrieb im Klinikum lief auch am Dienstag weitgehend normal weiter, wie die Sprecherin sagte. «Es sind ja Patienten da.» Allerdings habe es für Mitarbeiter die Möglichkeit gegeben, sich an Notfallseelsorge und Krisenintervention zu wenden.  

Tödliche Angriffe auf medizinisches Personal selten 

Gewalttätige Übergriffe auf medizinisches Personal mit Schwerverletzten oder gar Toten sind nach Erkenntnis der Bayerischen Krankenhausgesellschaft sehr selten. Vor allem die Mitarbeiter in Notaufnahmen seien von verbalen Angriffen wie Beleidigungen und Bedrohungen, aber auch körperlichen Übergriffen betroffen.

Manche Kliniken wie in München engagierten zu besonders kritischen Zeiten wie beim Oktoberfest zusätzlich einen Wachdienst, um Mitarbeiter zu schützen. 


Bildnachweis: © Uwe Lein/dpa
Copyright 2024, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Gütersloh App? 

Meistgelesene Artikel

Schutz von Onlinekonten: Starkes Passwort reicht nicht aus
Allgemeines

Einfache Passwörter gelten schon seit langem als Sicherheitsrisiko im Netz. Doch auch starke Passwörter können bei einem Datenleck oder einem Phishing-Angriff in falsche Hände geraten.

weiterlesen...
BGH prüft: Muss Familie aus Rangsdorf ihr Haus abreißen?
Allgemeines

Eine Familie zieht ins neu gebaute Eigenheim. Dann der Schock: das Amt hat einen Fehler gemacht, der eigentliche Besitzer will sein Grundstück zurück - ohne Haus. Das schaut sich der BGH an.

weiterlesen...
Langsame Rückkehr in Brandgebiete von Los Angeles - 27 Tote
Allgemeines

Die Starkwinde in Südkalifornien sind abgeflaut, die Feuerwehr gewinnt die Oberhand gegen die verheerenden Brände. Doch die Zahl der Opfer steigt. Hilfsaktionen sollen Gelder für Betroffene bringen.

weiterlesen...

Neueste Artikel

USA: Transmann gequält und ermordet
Allgemeines

Ein grausamer Mord erschüttert den Norden des Bundesstaates New York. Fünf Tatverdächtige sind angeklagt.

weiterlesen...
Mindestens neun Tote nach Überflutungen in den USA
Allgemeines

Schwere Regenfälle haben Teile der USA getroffen. Den Bundesstaat Kentucky traf es besonders hart.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

USA: Transmann gequält und ermordet
Allgemeines

Ein grausamer Mord erschüttert den Norden des Bundesstaates New York. Fünf Tatverdächtige sind angeklagt.

weiterlesen...
Mindestens neun Tote nach Überflutungen in den USA
Allgemeines

Schwere Regenfälle haben Teile der USA getroffen. Den Bundesstaat Kentucky traf es besonders hart.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner