8. September 2022 / Allgemeines

Großbritannien hält den Atem an - wie geht es der Queen?

Bei ihrem neuesten offiziellen Auftritt wirkt die Queen klein und dünn. Dann die Nachricht: Ihre Ärzte sorgen sich um die Gesundheit der 96-jährigen Monarchin. Ihre Kinder machen sich sofort auf den Weg an ihre Seite.

Königin Elizabeth II. scheint es gesundheitlich nicht gut zu gehen.
von Christoph Meyer und Annette Reuther, dpa

Mit einem Lächeln, aber erschreckend hager und zerbrechlich wirkte Queen Elizabeth II., als sie in dieser Woche die neue britische Premierministerin Liz Truss mit der Regierungsbildung beauftragte. Auf einem Foto war zu sehen, wie die 96 Jahre alte Monarchin auf einen Stock gestützt, der konservativen Politikerin ihre feingliedrige Hand reichte.

Der Eindruck täuschte nicht: Der Tag des Wechsels an der Regierungsspitze am Dienstag, an dem die Queen auch schon Boris Johnson empfangen und sein Rücktrittsgesuch entgegengenommen hatte, ging nicht spurlos an der Königin vorüber.

Zunächst musste sie eine virtuelle Sitzung ihres Geheimrats absagen. Sie habe einen vollen Tag gehabt und sei der Empfehlung ihrer Ärzte gefolgt, sich auszuruhen. Doch am Donnerstag kam eine Nachricht, die dem ganzen Land den Atem stocken ließ: «Nach einer weiteren Bewertung heute Morgen sind die Ärzte der Königin besorgt um die Gesundheit Ihrer Majestät und haben empfohlen, dass sie unter medizinischer Beobachtung bleibt», sagte ein Palastsprecher. Die Queen fühle sich aber wohl und bleibe auf ihrem Landsitz Schloss Balmoral.

Royal Family macht sich auf den Weg zur Queen

Seit dem Tod ihres Mannes Prinz Philip, der im April 2021 mit 99 Jahren gestorben war, sieht man die Queen zunehmend altern. Die Zeichen sind nicht gut: Fast die gesamte Royal Family machte sich umgehend auf den Weg nach Schottland. Darunter alle vier Kinder der Queen. Thronfolger Prinz Charles (73), seine Frau Herzogin Camilla (75) und Queen-Tochter Prinzessin Anne (72) sollen als erste eingetroffen sein. Berichten zufolge sollen sich auch die beiden jüngeren Söhne der Königin, Prinz Andrew (62) und Prinz Edward (58) mit seiner Frau Gräfin Sophie (57) nach Schottland aufgemacht haben.

Ebenfalls auf den Weg machten sich Prinz William (40) und Prinz Harry (37). Das Treffen der Brüder wird besonders unter Beobachtung stehen seit dem Zerwürfnis mit Harry, der mit seiner Frau Meghan in Kalifornien lebt. Meghan sorgte zuletzt wieder mit einem Interview über die Royals für Schlagzeilen. Und prompt hieß es am Donnerstag erst, die 41-Jährige komme auch nach Balmoral, dann doch nicht.

Regierungschefin Truss, Parlamentssprecher Lindsay Holye und der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, zeigten sich sorgenvoll und betonten, ihre Gedanken und Gebete seien bei der Queen und der Königsfamilie.

Sorge um die Queen wächst seit Wochen

Es hatte schon Anzeichen dafür gegeben, dass es der Queen, die noch vor kurzem ihr 70. Thronjubiläum feierte, derzeit nicht gut geht. Schon der Ort für die Audienz mit Truss und zuvor Johnson war ungewöhnlich. Normalerweise empfängt die Queen scheidende oder ins Amt kommende Regierungschefs in ihrer Hauptresidenz Buckingham Palace in London. Doch weil ihr das Gehen zunehmend schwerfällt, reisten die beiden Politiker auf Schloss Balmoral in den schottischen Highlands, wo sich die Königin traditionell von Juli bis September aufhält.

Bei der für Mittwochabend geplanten Sitzung des Privy Councils sollte Truss als First Lord of the Treasury vereidigt werden. Zudem sollten einige ihrer jüngst berufenen Kabinettskollegen in das Beratungsgremium aufgenommen werden. Der Geheimrat erfüllt heutzutage hauptsächlich zeremonielle Aufgaben, doch gilt die Aufnahme darin als Vereidigung der neuen Minister. Die Sitzung werde zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt, teilte der Palast mit.

Angesichts der schwindenden Kräfte der Queen sieht der Verfassungsrechtler Craig Prescott, der in dem walisischen Städtchen Bangor an der Universität lehrt, die Zeit für eine Überarbeitung der royalen Regeln gekommen. Besser als wichtige Termine der Queen kurzfristig zu verschieben sei, bereits im Vorfeld für Vertretung zu sorgen, sagte er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Daher sei es wichtig, die Vertretungsregelung anzupassen, findet Prescott. Diese ist bisher vor allem während Auslandsreisen der Queen zur Anwendung gekommen und gilt nicht für die wichtigsten Aufgaben. So kann beispielsweise nur die Königin allein einen neuen Regierungschef ernennen oder das Parlament auflösen.

Außerdem ist der Kreis der Personen, die als Vertretung in Frage kommen, eng begrenzt. Dem derzeitigen Stand zufolge müssen für die Queen zwei von nur vier Counsellors of State einspringen. Das sind den derzeitigen Regeln zufolge Thronfolger Prinz Charles, Prinz William sowie Prinz Andrew und Prinz Harry.

Das Problem: Sowohl Harry als auch Andrew kommen als Vertreter der Queen nicht mehr infrage. Andrew hat sich durch seine Verstrickung in den Missbrauchsskandal um den inzwischen gestorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein ins Aus manövriert. 

Harry hat sich aus dem Königshaus zurückgezogen

Prinz Harry hingegen hat sich freiwillig aus dem Königshaus zurückgezogen. Er lebt inzwischen mit Meghan und den beiden gemeinsamen Kindern Archie (3) und Lilibet (1) in den USA. Mit seinem Vater Charles und seinem Bruder William ist er zerstritten und scheut sich nicht, immer wieder Öl ins Feuer zu gießen. Demnächst wird mit der Veröffentlichung seiner Memoiren gerechnet, die sich als Abrechnung mit den Windsors entpuppen dürften.

Prescott fordert daher eine Gesetzesänderung für den Fall, dass sowohl Charles als auch William im Ausland sind und beispielsweise rasch ein Gesetz verabschiedet werden muss. Denkbar, so der Verfassungsrechtler, wäre beispielsweise, auch Prinzessin Anne und weitere Royals in den Kreis der Counsellors of State aufzunehmen.


Bildnachweis: © Jane Barlow/Pool PA/dpa
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