28. August 2022 / Allgemeines

Lemke erwartet großen Schaden für Oder

Bei der Umweltkatastrophe in der Oder sind unzählige Fische verendet. Das Fischsterben ist auch ein Rückschlag für ein Aufzuchtprojekt.

Tote Fische in der Oder.
von Jeanette Bederke und Oliver von Riegen, dpa

Das dramatische Fischsterben in der Oder hat nach Ansicht von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) langfristige Schäden verursacht.

«In der Oder als Ökosystem entstand weit größerer Schaden als das Fischsterben allein. Die ersten Untersuchungsergebnisse lassen befürchten, dass es gravierendere Schäden geben könnte», sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Am Montag wollen Lemke und ihre polnische Amtskollegin Anna Moskwa beim Deutsch-Polnischen Umweltrat in Bad Saarow auch über die Umweltkatastrophe sprechen. Ein Wiederansiedlungsprojekt für den Baltischen Stör hat bereits einen herben Rückschlag erlitten.

Genaue Ursache noch unklar

In dem deutsch-polnischen Grenzfluss waren massenhaft tote Fische entdeckt worden. Die genaue Ursache ist bisher unklar. Experten gehen davon aus, dass ein hoher Salzgehalt im Fluss ein wesentlicher Grund ist, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart. Bis zum Samstag vor einer Woche wurden in Polen und Deutschland rund 200 Tonnen Fischkadaver eingesammelt. Umweltverbände fordern einen Oder-Rettungsplan. Aus Deutschland gab es Kritik an der polnischen Informationspolitik, Polens Regierung sprach von «Falschnachrichten» aus Deutschland.

«Die Ursachen sind noch nicht endgültig geklärt», sagte Lemke. Sie gehe von einer menschengemachten Gewässerverschmutzung aus, vermutlich in Kombination mit Hitze. Beim Umweltrat werden nach Angaben aus dem Brandenburger Umweltministerium am Montag erste Ergebnisse einer bilateralen Expertengruppe zum Fischsterben vorgestellt.

Der frühere Brandenburger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) fordert langfristige Konsequenzen für den Erhalt der Oder. «Ich hoffe es sehr, dass nicht nur die Ursachen aufgeklärt werden, sondern dass vor allen Dingen alles getan wird, um Wiederholungen zu verhindern», sagte Platzeck der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist ja nicht ausgeschlossen.»

Der Leiter der Abteilung Flussfischerei am polnischen Institut für Binnenfischerei, Piotr Parasiewicz, fordert mehr Refugien in der Oder. Eine kleine Hochwasserwelle könne das Fischsterben in den nächsten Tagen beenden, das zweite Szenario sei, dass sich Schadstoffe im Stettiner Haff ansammelten und das Fischsterben länger anhalte, sagte er dem «Tagesspiegel» aus Berlin.

Sorge um Stör-Aufzucht

In einer Stör-Aufzuchtstation im brandenburgischen Friedrichsthal (Uckermark) bei Gartz im Nationalpark Unteres Odertal ist bereits ein Drittel der 20.000 Nachwuchstiere verendet, weil durch die Anlage kontaminiertes Oderwasser floss. Die restlichen, drei bis fünf Zentimeter großen Exemplare wurden bei einer Notrettung in Poldergewässer des Nationalparks ausgesetzt, die keine Verbindung zum Grenzfluss haben. Seit dem Projektstart sind 3,5 Millionen Mini-Störe aufgezogen und anschließend in die Oder ausgesetzt worden.

Fischer Lutz Zimmermann sagte: «Aufgrund der Kontamination schwamm ein Drittel meiner Tiere plötzlich kieloben.» Bei einer Rettungsaktion setzte er die restlichen kleinen Störe in weit verzweigte Polder-Gewässer aus. Ein Experte hat Hoffnung: «Es ist aber kein Totalausfall, denn Störe sind mit bis zu 100 Jahren eine sehr langlebige Fischart, die auch einmal schlechte Umweltbedingungen übersteht», sagte Jörn Geßner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin. Er geht davon aus, dass die Störe zurückkehren, sobald sich der Fluss regeneriert hat und die Tiere dort Nahrung und Laichplätze finden.

Der WWF Deutschland hält die Oder für großflächig vergiftet. Damit sich das Flussökosystem erholen könne, müssten die Nahrungsnetze wieder funktionieren, fordert die Umweltorganisation. Der WWF dringt darauf, dass Polen den geplanten Ausbau der Oder stoppt. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) will beim Umweltrat seine Ablehnung des Ausbaus bekräftigen.


Bildnachweis: © Patrick Pleul/dpa
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