31. Mai 2021 / Allgemeines

Prostituierte können wieder arbeiten - aber nicht überall

In allen Bundesländern wird mit Blick auf sinkende Corona-Zahlen langsam wieder geöffnet. Auch Sexarbeiterinnen können sich vielerorts Hoffnung machen. Doch nicht in allen Regionen geht es voran.

Sexarbeiterinnen demonstrieren auf dem Hamburger Kiez gegen ein coronabedingtes Arbeitsverbot im Rotlichtsektor (Archiv).
von dpa

Licht und Schatten für die Prostituierten in Deutschland. Während zahlreiche Sexarbeiterinnen ihre Arbeit in Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein bereits wieder aufnehmen können und in Berlin auf einen baldigen Start warten, bleibt das Rotlicht in anderen Bundesländern vorerst aus.

«Das fühlt sich erstmal gut an, dass es Bundesländer gibt, die uns mit reinnehmen in die Öffnungspläne. Die Freude darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es ebenso Bundesländer gibt, die unverrückbar bei einer Schließung bleiben», sagte Johanna Weber vom Berufsverband für erotische und sexuelle Dienstleistungen der Deutschen Presse-Agentur.

Vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, dem Saarland, Sachsen, Hamburg und Bayern sei ein Neustart noch nicht absehbar, sagte die politische Sprecherin des Verbandes. «Da müssen wir wirklich noch Druck machen.» Die Branche ist wie viele andere auch seit November im Lockdown. In Hessen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern müssen Bordelle seit März 2020 geschlossen bleiben.

Dass Bordelle bei einer hohen Sieben-Tage-Inzidenz an Corona-Infektionen nicht geöffnet werden, sei logisch. «Aber wenn alle im Biergarten sitzen und in die Restaurants reingehen können, ist das auch der Zeitpunkt, dass wir wieder arbeiten können», so Weber weiter. Alle Etablissements arbeiteten mit Hygienekonzepten.

Nach der Öffnung im Sommer habe es keine Corona-Ausbrüche in Bordellen oder Saunaclubs gegeben. In der Regel sei das Geschäft aber auch keine Massenveranstaltung. «Die meisten Bordelle sind ganz kleine Wohnungsbordelle mit zwei oder drei Frauen. Wenn die mal drei Gäste haben, sind die schon froh. Im Moment wäre es eher einer am Tag, wenn überhaupt.»

Die Prostituierten von der Hamburger Reeperbahn warten indes noch auf eine klare Öffnungsansage von den Behörden. «Wir wissen immer noch nicht, wann wir wieder arbeiten dürfen», sagte Hanna von der Gruppierung Sexy Aufstand Reeperbahn.

«Wir hatten eigentlich gehofft, dass wir uns 2020 mit einem guten Konzept bewiesen hatten. Aber im Moment sieht es so aus, als ob es wieder einer der letzten Öffnungsschritte wird. Da sind wir sehr enttäuscht von der Politik. Wo bleibt denn da die Weltoffenheit für Hamburg?» Massage-, Tattoo- und Kosmetikstudios dürften in der Hansestadt bereits wieder öffnen. «Wir sind da nicht gleich gestellt.» In Hamburg arbeiten den Angaben zufolge rund 2000 Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter.

Bei einer Öffnung gelten für die Bordelle und Prostituierten meist die gleichen Hygiene- und Corona-Schutzregeln wie für andere Unternehmen mit körpernahen Dienstleistungen - also ein negativer Corona-Test, ein Schutzkonzept und die Erfassung der Kontaktdaten.

Die Corona-Zwangspause habe viele Kolleginnen und Kollegen in Existenznöte und teilweise auch in die Illegalität getrieben. «Viele Sexarbeitende sind durch alle Raster gefallen, zum Beispiel weil sie keinen festen Wohnsitz haben», sagte Weber vom Berufsverband weiter. Andere haben Corona-Hilfen oder Grundsicherung bekommen.

Dem Berufsverband zufolge sind in Deutschland rund 40.000 Männer und Frauen als Prostituierte angemeldet. Weber geht davon aus, dass nochmal so viele ohne den sogenannten Prostituiertenschutzausweis arbeiten, weil sie berufliche und private Nachteile fürchten.

Am 2. Juni ist der Internationale Hurentag. Der seit 45 Jahren begangene Tag soll auf die Situation von Prostituierten aufmerksam machen. Auf die sonst üblichen Demonstrationen und Veranstaltungen wird in diesem Jahr coronabedingt meist verzichtet. Stattdessen gibt es beispielsweise das Hör-Event «Huren Hören» mit Geschichten aus dem Spektrum der Sexarbeit von der Berliner Beratungsstelle Hydra.

Und der Berufsverband hat in den sozialen Netzwerken eine Bilderaktion «gegen die hartnäckige Vorstellung, dass Prostituierte 'ihre Körper verkaufen'» gestartet.


Bildnachweis: © Daniel Reinhardt/dpa
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