6. September 2021 / Allgemeines

Ab ins All - Der deutsche «Weltraumbahnhof» rückt näher

Deutschland soll mitmischen in einem Zukunftsmarkt. Ein «Weltraumbahnhof» ist längst keine Science-Fiction mehr. Das Ziel: ein leichterer Zugang zum All.

Peter Altmaier (r, CDU), Bundesminister für Wirtschaft und Energie, sieht sich das Modell einer möglichen Raketen-Startplattform der GOSA in der Nordsee an.
von Andreas Hoenig, dpa

Den geplanten deutschen «Weltraumbahnhof» muss man sich nicht vorstellen wie Cape Canaveral in den USA oder Baikonur in Kasachstan.

Stattdessen ist eine schwimmende Startplattform in der Nordsee geplant: Von einem Spezialschiff mit Startrampe soll es möglichst bald abgehen ins All - für kleine Trägerraketen, die kleine Satelliten von der Größe eines Schuhkartons transportieren. Die sind Bestandteil des neuen, milliardenschweren «New Space»-Marktes. «New Space» bezeichnet die zunehmende Kommerzialisierung der Raumfahrt. Denn Daten werden immer wichtiger.

Die Raketenplattform in der Nordsee rückte am Montag wieder ein Stück näher. Vier europäische Raketenhersteller unterzeichneten in Berlin Absichtserklärungen für die Zusammenarbeit mit der German Offshore Spaceport Alliance (GOSA), zu der Firmen wie das Raumfahrt- und Technologieunternehmen OHB gehören.

Der nächste Schritt ist nun eine Machbarkeitsstudie, die zur Hälfte von der Bundesregierung finanziert wird. Geklärt sollen rechtliche und regulatorische Fragen einer Startplattform. Das Ziel der Allianz GOSA ist es, im Jahr 2023 den ersten Start eines «Microlaunchers», so werden die Mini-Raketen genannt, aus der Nordsee zu realisieren. Heimathafen solle Bremerhaven sein.

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte, vor allem Start-ups und mittelständische Unternehmen würden von einem vereinfachten und flexiblen Zugang ins All profitieren. «New Space» sei ein Schlüssel für neue Technologien und datenbasierte Geschäftsmodelle wie das autonome Fahren in großen Flotten - dazu braucht man präziseste Daten.

Die Unterzeichnung der Absichtserklärungen sei ein «echter Meilenstein», sagte Russwurm. Deutschland habe jetzt die einmalige Chance, eine eigene «New Space»-Kette aufzubauen - Microlauncher, Trägerraketen und eine Startplattform. Microlauncher könnten die große europäische Trägerrakete Ariane ergänzen. In Deutschland gibt es mehrere Start-up-Firmen, die kleine Raketen entwickeln.

Vor zwei Jahren hatte der BDI einen «Weltraumkongress» organisiert und ein Konzept für einen deutschen «Weltraumbahnhof» vorgestellt. Nach Darstellung der Allianz GOSA werden bis zum Jahr 2028 viermal mehr Satelliten ins All gebracht werden als in den vergangenen zehn Jahren - 86 Prozent davon würden aus dem Klein- und Kleinstsatellitensegment kommen. Ganze Wirtschaftszweige hingen von satellitenbasierten Navigationsanwendungen oder der Satellitenkommunikation ab. Der «Spaceport» solle die Weiterentwicklung vieler wirtschaftsnaher Raumfahrtanwendungen begünstigen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) kündigte eine «New-Space-Kleinsatelliten-Initiative» an. Damit solle die deutsche Raumfahrtindustrie gezielt gestärkt und Spitzentechnologie in die Anwendung gebracht werden. Kleinsatelliten gehöre die Zukunft, sagte der Minister in Berlin. Ziel: von der Phase des Experimentierens in die Phase des Realisierens kommen.

Der Weltraum sei ein «dynamischer Wachstumsmarkt», sagte Altmaier. Durch Kleinsatelliten könnten zum Beispiel Daten zum Klima- und Umweltschutz sowie zum Katastrophenschutz gewonnen werden - der Staat könne daher «Ankerkunde» einer Startplattform werden.

Der Vorteil der Kleinsatelliten: Sie bewegen sich in einer vergleichsweise geringen Entfernung zur Erde - und ermöglichten deswegen äußerst schnelle Kommunikationsverbindungen, zum Beispiel für den Internetzugang in entlegenen Gebieten, wie die Unternehmensberatung Roland Berger in einer Analyse schrieb. Angesichts der Konkurrenz etwa aus den USA müsse Europa bei Microlaunchern schnell handeln, um noch mitmischen zu können.


Bildnachweis: © Bernd von Jutrczenka/dpa
Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Gütersloh App? 

Meistgelesene Artikel

Ostergebäck zum Vernaschen
Rezepte

Rezept für Quarkhasen

weiterlesen...
Die aktuelle Geschäftslage der Unternehmen im Kreis Gütersloh
Aufklärung

IHK-Umfrage: Wirtschaft im Kreis Gütersloh vor großen Herausforderungen

weiterlesen...

Neueste Artikel

Neue Leitung der Direktion Kriminalität der Kreispolizeibehörde Gütersloh - Landrat Sven-Georg Adenauer begrüßt Kriminaloberrat Marco Krause
Polizeimeldung

Über uns, Kriminalität Neue Leitung der Direktion Kriminalität der Kreispolizeibehörde Gütersloh - Landrat...

weiterlesen...
Länderübergreifende Verkehrssicherheitsaktion sicher.mobil.leben -
Polizeimeldung

Verkehr, Kriminalität Länderübergreifende Verkehrssicherheitsaktion sicher.mobil.leben -"Güterverkehr im Blick" -...

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Berichte: Mann schottischer Ex-Regierungschefin angeklagt
Allgemeines

Es geht um 660.000 Pfund Spendengelder, die verschwunden sind - und ausgerechnet der Ehemann der Ex-Regierungschefin Sturgeon steht unter Verdacht.

weiterlesen...
Messerangreifer verletzt zwei Grundschülerinnen im Elsass
Allgemeines

Schrecken in einem Ort bei Straßburg: Ein Angreifer verletzt zwei Grundschülerinnen mit einem Messer. Die Polizei nimmt den Mann fest, Hinweise auf eine Radikalisierung oder Terrorismus gibt es nicht.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner