3. März 2022 / Allgemeines

Spendenjahr 2021 mit 5,8 Milliarden Euro auf Rekordniveau

Die Bilder und Nachrichten aus der Ukraine sorgen in Deutschland für tiefe Betroffenheit - und zahlreiche Spenden. Auch mit Blick aufs letzte Jahr wird deutlich: Die Spendenbereitschaft der Deutschen ist groß.

Viele Menschen in Deutschland unterstützen andere, die in Not geraten sind, mit einer Geldspende.
von Josefine Kaukem

Der Angriff auf die Ukraine und die Not der Einwohnerinnen und Einwohner bewegen in Deutschland Millionen Menschen. Entsprechend groß ist aus Expertensicht die Welle der Hilfsbereitschaft in der ersten Woche seit Beginn des Krieges.

«Gerade ist Spenden-Hochsaison, wir erleben eine extrem hohe Bereitschaft», sagte Max Mälzer, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats, der Deutschen Presse-Agentur.

Einen Überblick über die Gesamthöhe der Spenden der letzten Tage gibt es noch nicht, erste Zwischenmeldungen lassen aber hohe Millionensummen vermuten. Allein das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe meldete mit Stand Donnerstagmorgen etwa 37 Millionen Euro eingegangene Spenden für die Ukraine-Nothilfe. Das Spendenaufkommen sei «absolut überwältigend», teilte Geschäftsführer Dominique Mann mit. Manuela Roßbach, Vorständin der «Aktion Deutschland hilft», sagte am Donnerstag, bislang seien über elf Millionen Euro gebucht worden. «Das ist schon gewaltig für den kurzen Zeitraum.»

Lieber Geld- oder Sachspenden?

Sowohl Geld- als auch Sachspenden sind bereits vielfach auf den Weg gebracht worden. Auf die Frage, ob materielle oder finanzielle Hilfe derzeit sinnvoller sei, gab Mälzer vom Spendenrat keine eindeutige Antwort. Die meisten Organisationen bevorzugten Geldspenden, weil sie damit flexibel arbeiten könnten. Sachspenden müssten hingegen oft erst eingelagert und dann umverteilt werden, obgleich sie, wo benötigt, besonders hilfreich seien. Er empfahl, sich genau bei Organisationen zu erkundigen, was wo am dringendsten gebraucht werde. Mit Blick auf die Ukraine sagte er: «Im Zweifel lieber erst mal die Geldspende zur Zeit, bitte.»

Das noch junge Jahr startet also mit einer regelrechten Flut an Spenden, die den Experten zufolge angesichts der nicht absehbaren Entwicklung des Krieges zunächst kaum abebben dürfte. Doch schon im letzten Jahr haben die Deutschen auf Rekordniveau gespendet, teilte der Spendenrat am Donnerstag mit. 2021 war schließlich ein von Krisen geschütteltes Jahr, das etwa unter dem Einfluss der Corona-Pandemie und der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen stand.

Aus der «Bilanz des Helfens» des Spendenrats für 2021 geht hervor, dass das Spendenniveau mit insgesamt etwa 5,8 Milliarden Euro im Vergleich zum «bereits sehr guten» ersten Pandemiejahr 2020 noch um sieben Prozent gestiegen ist. Dem Verband zufolge ist das das beste Ergebnis seit Beginn der Erhebung 2005, die jährlich vom Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag des Spendenrats aufgestellt wird.

Der Spendenrat ist der Dachverband von rund 70 gemeinnützigen Organisationen aus den Bereichen soziale und humanitäre Hilfe, Umwelt und Tierschutz, Kunst und Kultur sowie Denkmalschutz. Die «Bilanz des Helfens» basiert auf Selbstauskünften von 10.000 Menschen.

Die Älteren spenden am meisten

Rund 20 Millionen Menschen in Deutschland haben nach der Analyse 2021 Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet. Das waren etwa eine Million Geber mehr als 2020. Der Betrag der durchschnittlichen Spende lag im Vergleich zu 2020 um zwei Euro höher und ist bei einem neuen Rekordniveau von 42 Euro angekommen. Durchschnittlich spendete jede Spenderin und jeder Spender sieben Mal.

Am meisten spendete demnach auch im letzten Jahr die Generation über 70. Besonders deutlich stieg die Anzahl der Spenderinnen und Spender in der Altersgruppe bis 29 Jahre (um etwa 508 000) sowie in der Altersgruppe 50-59 (plus etwa 259 000). Mälzer zeigte sich besonders mit Blick auf die jungen Spenderinnen und Spender erfreut: «Es zeigt beeindruckend, dass das manchmal kolportierte Vorurteil der wenig bis nicht engagierten jungen Generation einfach nicht zutrifft.»

Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Krise in der Ukraine mahnte Mälzer, Spendenaufrufe immer genau zu prüfen, um sicher zu gehen, dass das Geld auch dort ankommt, wo es gebraucht wird. «Man sollte sich nicht blenden lassen in sozialen Netzwerken, wenn eine Privatperson ganz schlimme Bilder postet und um Spenden bittet. Das heißt noch nichts.» Der Weg, den man gehen sollte: «Organisationen aussuchen, prüfen, ob die gemeinnützig sind und am besten ein Spendenzertifikat haben».


Bildnachweis: © Friso Gentsch/dpa
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