11. Dezember 2022 / Allgemeines

Toter «Junge im Karton» nach 65 Jahren identifiziert

Der ungelöste Mordfall um «The Boy in the Box» gab der US-Polizei jahrzehntelang Rätsel auf. Nun haben die Ermittler die Leiche identifiziert - und einen Verdacht, wer der Täter sein könnte.

von Bastian Hartig, dpa

65 Jahre lang war er nur «The Boy in the Box», also «der Junge im Karton». Jetzt gaben moderne DNA-Untersuchungen den entscheidenden Hinweis zur Identifizierung der Kinderleiche, die die Polizei von Philadelphia 1957 in einer Pappschachtel gefunden hatte.

Das tote Kind habe Joseph Augustus Zarelli geheißen, gaben die Ermittler am Ende der Woche in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania bekannt.

Es war am 25. Februar 1957, als ein College-Student die unbekleidete Leiche des damals vier Jahre alten Jungen in eine Decke gehüllt in einem bewaldeten Gebiet im Nordosten der Stadt fand. Sie wies Spuren von zahlreichen Schlägen auf. «Todesursache war stumpfe Gewalteinwirkung», hatte ein inzwischen pensionierter Ermittler 2021 dem Sender CBS gesagt. Das Opfer war gewaschen worden, die Haare waren grob abgeschnitten. Wer der Junge war, sollte jahrzehntelang unbekannt bleiben.

Die Polizei setzte damals auf größtmögliche Aufmerksamkeit: In der ganzen Stadt waren Blätter mit dem Gesicht des blonden Jungen verteilt worden, um die Bevölkerung um Mithilfe zu bitten. Aber niemand habe sich je zu dem Kind bekannt, sagte Danielle Outlaw, die Polizeichefin von Philadelphia. Zarelli wurde in der Folge auch «America's Unknown Child» (Amerikas unbekanntes Kind) genannt - so steht es auch auf dem Grabstein des Jungen auf Philadelphias Ivy-Hill-Friedhof.

Der Durchbruch im Fall

«65 Jahre lang hat die Geschichte von Amerikas unbekanntem Kind diese Gemeinde, die Polizei von Philadelphia, unsere Nation und die Welt heimgesucht», sagte Outlaw. 2019 seien die sterblichen Überreste Zarellis exhumiert worden, um DNA-Proben zu entnehmen. Sie brachten schließlich den Durchbruch.

Die Ermittler bedienten sich der genetischen Ahnenforschung, einer relativ neuen Methode, bei der DNA-Proben mit den Datenbanken kommerzieller Ahnenforschungsdienste abgeglichen werden, um Verwandtschaftsbeziehungen aufzudecken. So wurden in den letzten Jahren schon mehrere hochkarätige Mordfälle in den USA gelöst. Im Fall Zarellis stießen die Ermittler dadurch schließlich auf dessen Namen - und die dazugehörige Geburtsurkunde.

Zarelli war demnach am 13. Januar 1953 geboren worden. Die Familie stammte aus der Umgebung im Westen Philadelphias. Beide Eltern seien mittlerweile tot, doch eine Reihe von Geschwistern sei noch am Leben. Auch bisher unbekannte Verwandte des Jungen wurden ausfindig gemacht.

Ermittler John Smith sagte, er habe eine Vermutung, wer der Täter oder die Täterin sein könnte, nannte aber zunächst keine Details. Obwohl so viele Jahre vergangen sind, könnte in diesem Cold-Case-Fall noch Mordanklage erhoben werden - sofern der Tatverdächtige noch leben sollte.


Bildnachweis: © Matt Rourke/AP/dpa
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