4. September 2019 / Allgemeines

„Trotz Allem e.V.“ – Frauenberatung seit fast 25 Jahren

Verein stellt sich beim Bürgertag am Samstag 7. September vor

Gütersloh
Seit fast 25 Jahren bietet der Gütersloher Verein „Trotz Allem e.V.“ Frauen ab 16 Jahren, die in ihrer Kindheit oder als Erwachsene sexualisierte Gewalt erfahren haben, eine erste Anlaufstelle. Neun ehrenamtliche Vereinsfrauen und eine hauptamtliche Psychologin halten mit ihrer Beratungsstelle in der Innenstadt und durch die Begleitung von Selbsthilfegruppen seit Jahren ein festes Angebot im Kreis Gütersloh vor. „Trotz Allem“ stellt sich beim zweiten Gütersloher Bürgertag am Samstag, 7. September, von 11 bis 18 Uhr auf dem Dreiecksplatz und dem Theodor-Heuss-Platz vor.
 
„Wir bieten Betroffenen ganz kurzfristige Hilfe an“, erklärt Isabell Demuth, Sprecherin des Vereins „Trotz Allem e.V.“. „Wenn Frauen, die sexualisierte Gewalterfahrungen gemacht haben, bereit sind, darüber zu sprechen, ist es ganz wichtig, ihnen schnelle Unterstützung anzubieten. Das leisten wir durch unsere Beratungsgespräche.“ In den Räumen des Vereins erhalten Frauen aus dem Kreis Gütersloh zunächst eine persönliche Erstberatung, auf Wunsch ist diese auch anonym per Telefon oder bei Bedarf als Hausbesuch möglich. Nach einem ersten Gespräch stehen die Vereinsfrauen den Betroffenen außerdem für weitere Unterstützung zur Seite: bei der Auswahl von Ärzten und Therapeuten, beim Gang zur Polizei oder durch den Aufbau und die Vermittlung von Selbsthilfegruppen. Mit regelmäßigen weiteren Beratungsgesprächen kann außerdem die oft lange Wartezeit auf einen Therapieplatz überbrückt werden. Den Vereinsfrauen sei wichtig, dass bei „Trotz Allem“ wirklich jeder Hilfe erhalte, der sie benötige. „Die Begrifflichkeit ‚sexualisierte Gewalt‘ ist für den Laien oft schwer zu verstehen. Diese beginnt dort, wo persönliche Grenzen überschritten werden. Dazu gehören unter anderem anzügliche Blicke, verbale Belästigung, ungewolltes Angefasst-werden bis hin zur Vergewaltigung oder deren Versuch“, macht die Sprecherin deutlich.
 
Als die acht Gründungsfrauen 1995 den Grundstein von „Trotz Allem“ legten, riefen sie einen Verein ins Leben, der sich ausschließlich um Frauen mit sexualisierten Gewalterfahrungen kümmern sollte. Ein Angebot, das bis zu dem Zeitpunkt in Gütersloh fehlte. Den Namen „Trotz Allem“ leiteten sie von dem gleichnamigen Buch von Ellen Bass und Laura Davis aus dem Orlanda-Verlag ab. Das Buch, das Wege zur Selbstheilung für sexuell missbrauchte Frauen aufzeigt, ist noch heute eine Empfehlung des Vereins. Mit Genehmigung des Verlags war der Name des Vereins geboren und sollte sich in der Vereinslandschaft Güterslohs etablieren. Nach vielen Höhen und Tiefen, finanziellen Sorgen sowie einigen Umzüge (erste Räumlichkeiten fand der Verein in der Weberei) ist die Beratungsstelle heute in der Straße Unter den Ulmen zuhause.  Oft kämpfte „Trotz Allem“ um sein Überleben. Entlastung brachte erst die Förderung durch den Kreis Gütersloh: Seit 2012 finanziert dieser eine halbe Personalstelle, die der Verein langfristig durch weitere Fördergelder voll auszubauen hofft. In Nadine Thiel hat „Trotz Allem“ seine hauptamtliche Ansprechpartnerin gefunden. Die ausgebildete Psychologin realisiert feste Beratungszeiten und fördert durch die Anleitung einer Selbsthilfegruppe Hilfe zur Selbsthilfe. Seit zwei Jahren bereichert auch Thiels Hündin Tata den Verein. Auf Wunsch kann die Hündin bei den Beratungsgesprächen dabei sein. Tata schenkt den Betroffenen Nähe und Kuscheleinheiten, wenn es um schwierig auszusprechende Themen geht.
 
Das Ehrenamt spielt für die Frauen bei „Trotz Allem“ aber weiterhin eine große Rolle. „Wir sind eine bunte Gruppe, einige haben einen psychologischen Hintergrund, andere kommen aus ganz unterschiedlichen Bereichen“, fasst Demuth zusammen. Die Beteiligung am Vereinsleben sei ganz flexibel, jede Aktive engagiere sich in dem Maße und in dem Bereich, wie es für sie möglich sei. Demuth betont: „Bei uns ist jeder richtig, der sich mit seinen Stärken und Ideen einbringen möchte und bereit ist, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.“ Einiges habe sich in der Gesellschaft in den Jahren seit der Gründung schon getan, der Ansporn des Vereins aber bleibe derselbe: „Wir wollen das Thema sexualisierte Gewalt in den Mittelpunkt rücken, sodass es kein Tabuthema mehr ist.“
 
Auf den bevorstehenden Bürgertag am 7. September freuen sich die Vereinsfrauen sehr. Demuth: „Der erste Bürgertag war für uns ein voller Erfolg. Es sind viele offene Gespräche entstanden.“  Präsent sein, die Angebote bekannter machen und Interessenten zeigen, was sich hinter ihrem Ehrenamt verbirgt – das ist das Ziel. Auch wenn für die Vereinsarbeit und die Beratungsstelle aufgrund der Thematik hauptsächlich Frauen gesucht werden, sind Männer als Förderer ebenfalls willkommen. Und auch Männer, die Unterstützung benötigen, wie sie mit Betroffenen umgehen können, finden bei „Trotz Allem“ ein offenes Ohr. Für den Bürgertag hat sich der Verein außerdem etwas Besonderes ausgedacht: Bei einem Gewinnspiel werden selbstgenähte Stofftiere verlost. Die sogenannten „Trösterchen“ sind von Klientinnen und Vereinsfrauen genäht worden. Sie sollen Trost spenden und die Frauen aufbauen. Gegen eine kleine Spende können die Stofftiere auch erworben werden, denn auf Spenden ist der Verein angewiesen. „Unsere laufenden Kosten sind gesichert, aber für außerplanmäßige Anschaffungen, wie zum Beispiel für die Gestaltung und den Druck neuer Flyer, fehlt uns das Geld“, sagt Isabell Demuth. „Wir schauen aber positiv in die Zukunft: Im kommenden Jahr feiern wir unser 25-jähriges Bestehen!“
 
Die Beratungsstelle „Trotz Allem“ im Haus Unter den Ulmen 8 ist dienstags und mittwochs von 13 bis 18 Uhr und donnerstags und freitags von 9 bis 13 Uhr persönlich erreichbar sowie telefonisch unter 05241/238289. Näherer Informationen: www.trotzallem.de.
 
Bildunterschriften:
Nadine Thiel mit Hündin Tata: Die Psychologin betreut die Beratungsstelle des Vereins „Trotz Allem“ als festangestellte Mitarbeiterin.
 
Selbstgenähte „Trösterchen“: Die Stofftiere werden am Stand von „Trotz Allem“ beim Bürgertag am 7. September verlost.

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