17. Mai 2021 / Allgemeines

UN: Jährlich 745.000 Tote wegen Überarbeitung

Lange verursachten Verletzungen die meisten Gesundheitsschäden am Arbeitsplatz. Laut einer neuen Analyse ist Überarbeitung aber das größere Problem. Die Corona-Krise könnte die Lage verschlimmern.

Überarbeitung führt schätzungsweise jährlich zu 745.000 Toten - Rufe nach Maßnahmen werden laut.
von dpa

Lange Arbeitszeiten kosten einer UN-Studie zufolge jährlich Hunderttausende Menschenleben.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) gehen davon aus, dass im Jahr 2016 weltweit rund 398.000 Menschen an Schlaganfällen und etwa 347.000 an koronarer Herzerkrankung starben, weil sie 55 Wochenstunden oder mehr gearbeitet hatten. Kein Job sei dieses Risiko wert, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. «Regierungen, Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen sich gemeinsam auf Limits zum Schutz der arbeitenden Menschen einigen.»

Durch Überarbeitung gingen 2016 der Analyse zufolge weltweit rund 23 Millionen gesunde Lebensjahre verloren - mehr als durch Verletzungen oder Fehlbelastungen, die bislang als die größten Verursacher von Gesundheitsschäden am Arbeitsplatz gesehen wurden. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt demnach ab 55 Stunden Wochenarbeitszeit stark an. Einerseits verursache die körperliche und psychische Belastung diese Krankheiten, erklärte Mitautor Jian Li von der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Zusätzlich gebe es indirekte Faktoren wie Rauchen, Alkohol, zu wenig Bewegung und Schlafmangel.

Im Japanischen gibt es ein eigenes Wort für Tod durch Überarbeitung: «Karoshi». «Karoshi wurde in vergangenen Jahren als einzigartiges ostasiatisches Phänomen gesehen, doch durch unsere systematischen Untersuchungen und globalen Schätzungen wissen wir, dass es sich um ein globales Problem handelt», sagte Li. Im Auftrag von WHO und ILO wurden Umfragen zu Arbeitszeiten aus 154 Ländern ausgewertet. Die Daten wurden mit Studien über Schlaganfälle und Herzkrankheiten mit insgesamt 1,6 Millionen Teilnehmern abgeglichen.

Laut den Forschern arbeiten fast neun Prozent der Weltbevölkerung 55 Stunden oder mehr pro Woche. Ostasien, Südostasien und der indische Subkontinent sind demnach besonders stark durch arbeitsbedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen belastet, ebenso einige Länder in Afrika und Südamerika. In diesen Regionen gebe es viele Menschen ohne geregelte Arbeitsverträge und -zeiten. Die geringste Belastung gebe es in Nordamerika und Europa, wo der Arbeitnehmerschutz stärker sei. «Diese Maßnahmen scheinen also wirklich zu funktionieren», sagte WHO-Experte und Hauptautor Frank Pega.

Laut der Studie nahmen tödliche Herzerkrankungen und Schlaganfälle mit Arbeitsbezug zwischen 2000 und 2016 stark zu. Die Corona-Krise könnte diese Entwicklung noch verstärken, warnte WHO-Chef Tedros: Im Homeoffice verschwömmen Arbeit und Freizeit. Stellenkürzungen erhöhten die Belastung für verbliebene Mitarbeiter. WHO und ILO fordern deshalb, bestehende Arbeitszeitregeln umzusetzen und fehlende Gesetze einzuführen.


Bildnachweis: © picture alliance / dpa
Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Gütersloh App? 

Meistgelesene Artikel

ML ARGANIA – Deine Quelle für reines Bio Arganöl
Partner News

Unser neuer Partner bietet Produkte in höchster Qualität

weiterlesen...
Plane Deine Weihnachtsfeier mit The Butchers
Aktueller Hinweis

Ab 2025 übernehmen sie das Haus Reilmann - Bleib Up To Date

weiterlesen...
25 Jahre Haus Wang - Genießt die exklusiven Jubiläums- und Weihnachtsangebote!
Good Vibes

All-you-can-eat Buffet mit chinesischer Küche und mongolischem Grill: Schlemmt mit Familie und Freunden

weiterlesen...

Neueste Artikel

CO2-Emissionen durch Privatflüge stark gestiegen
Allgemeines

Nur sehr wenige Menschen auf der Welt sind so reich, dass sie sich ein Privatflugzeug leisten können. Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 ist dabei immens - und die Zahl der Maschinen steigt rasant.

weiterlesen...
Analyse zeigt positive Entwicklung im ÖPNV
Kreis Gütersloh

Gütersloh. Nach einer pandemiebedingten Pause wurden im Zeitraum November 2023 bis März 2024 im Auftrag der Firma...

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

CO2-Emissionen durch Privatflüge stark gestiegen
Allgemeines

Nur sehr wenige Menschen auf der Welt sind so reich, dass sie sich ein Privatflugzeug leisten können. Der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 ist dabei immens - und die Zahl der Maschinen steigt rasant.

weiterlesen...
Zwei schwer kranke Koalas im Duisburger Zoo eingeschläfert
Allgemeines

Das Drama im Duisburger Zoo geht weiter: Nach dem Tod von drei Koalas wegen Verdauungsproblemen mussten jetzt zwei weitere der seltenen Tiere eingeschläfert werden. Sie waren nicht mehr zu retten.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner