30. Mai 2024 / Hilfe und Beratung

Von Gütersloh nach Indonesien

Eine Gruppe der Pater-Noldus-Aktion war vor Ort in Makassar

von Text: Sybille Hilgert | Fotos: Andreas Hermjohannknecht

Seit fast 60 Jahren engagiert sich Hermann Hermjohannknecht (92) ehrenamtlich bei der Pater-Noldus-Aktion, bis vor kurzem noch als Vorsitzender. Der Verein unterstützt Menschen in Indonesien. Im Februar ist Hermjohannknecht noch einmal für fast vier Wochen vor Ort gewesen. 

»Ich kenne unsere Familie nur mit der Pater-Noldus-Aktion«, sagt sein Sohn Andreas. Er hat – ebenso wie sein Bruder Rafael, der mittlerweile den Vorsitz des Vereins übernommen hat – seinen Vater auf der langen Reise begleitet. Zur Reisegruppe gehörten des weiteren Jan Hermjohannknecht (Enkel) sowie Dr. Andreas Koch.

Die Pater-Noldus-Aktion wurde 1965 von Hermann Hermjohannknecht gegründet. Der Name des Vereins geht auf den gleichnamigen holländischen Missionar zurück, der auf Heimaturlaub einen Pastor in Avenwedde vertrat. Er erzählte von den Menschen und der Not in Indonesien. Hermjohannknecht, der damals Küster der Herz-Jesu-Kirche war, erkundigte sich, wie wie man helfen könne. Die Antwort: Man könne alles brauchen – von Kleidung bis hin zu Lebensmitteln. Hermjohannknecht ließ sich nicht lange bitten und gründete den Kreis Junger Familien, die es sich zur Aufgabe machten, Sachspenden zu sammeln. »Das ganze Erdgeschoss in unserem Haus stand mit den gesammelten Dingen voll«, erinnert sich Andreas Hermjohannknecht. Es wurden insgesamt 843 Kisten (900 bis 1200 Kilo) und 47 Großcontainer auf dem Seeweg verschickt.

Verschiffung ganzer Zahnarztpraxen
Im Laufe der Jahre wurden nicht nur Kleidung oder Brillen verschickt. Sogar Möbel und das Inventar kompletter (ausrangierter) Zahnarztpraxen wurden nach Indonesien verschifft. Hermjohannknecht fand sogar Ärzte (wie etwa Dr. Andreas Koch aus Witten), die in ihrem Urlaub im Krankenhaus in Makassar kostenlose Operationen durchführten. Das ist nicht selbstverständlich, denn die Ärzte vor Ort verlangen natürlich Geld für ihre Arbeit, was sich wiederum nicht alle Einwohner leisten können. 

Das Ehepaar Hermjohannknecht nahm auch einen indonesischen Jungen an Kindes statt an. Sie boten ihm die Möglichkeit einer guten Ausbildung, damit er sein Wissen dann in Indonesien weitergeben kann. »Mein Halbbruder hat einen Doktortitel in Informatik und war an der Universität in Semarang tätig«, so Andreas Hermjohannknecht. Er kehrte nach Java zurück, wo er heute noch lebt. 

Vorhandene Infrastruktur unterstützen
Mittlerweile hat sich Indonesien vom Entwicklungs- zum Schwellenland gewandelt. Auf der Insel Bali führt zum Beispiel eine vierspurige moderne Straße zum Flughafen. Die Landebahn des Flughafens ist ins Meer gebaut. Handyempfang gibt es auch im tiefsten Hinterland. »Heute ist es angebracht, die vorhandene Infrastruktur zu unterstützen« so Andreas Hermjohannknecht. »Hilfe zur Selbsthilfe ist das Motto.«

Die Anreise dauerte etwa 24 Stunden und führte über die Stadt Doha, auf die Insel Java und schlussendlich auf die Insel Sulawesi zur Hauptstadt Makassar. Hier fand eine Bischofsweihe statt, bei der die Teilnehmer der Reisedelegation als Ehrengäste eingeladen waren. Danach ging es weiter nach Rantepao ins Toraja-Land. Hier befindet sich die Landwirtschaftsschule, die die Pater-Noldus-Aktion seit 1972 unterstützt. Sie wurde 1968 von Missionaren gegründet und ist heute eines der Erfolgsprojekte des Vereins. 

Von Deutschland aus wurde unter anderem Saatgut an die Landwirtschaftsschule verschickt, auch Rosen gelangten nach Indonesien. Im Internat werden heute etwa 40 Mädchen und Jungen unterrichtet. Sie lernen vor allem Getreide- und Gemüseanbau sowie seit kurzem auch die Hühnerzucht. Für den Ort bedeutete das, dass Hühner nicht mehr von Java importiert werden müssen. 

Von Landwirtschaftsschule bis Schulpatenschaft
Der Verein übernahm in den letzten Jahren unter anderem die Sanierung des Mädchen-Schlaftraktes der Schule. Die nächsten Projekte sind die Renovierung des Jungen-Schlaftraktes sowie die Instandsetzung der Aula. Elektromeister Andreas und Jan Hermjohannknecht setzen sich hier insbesondere für die Modernisierung der Licht- und Elektrotechnik ein. Die vom Unternehmen gelieferten und gestellten Materialien werden dann von den Handwerkern vor Ort montiert. Unterstützt wird die Arbeit durch die Firma Brumberg im Leuchtenbereich. Auch hier gilt das Motto „Hilfe zur Selbsthilfe”. 

Schulpatenschaften sind ein weiteres wichtiges Thema. In Indonesien herrscht Schulpflicht, aber viele Eltern können sich das Schulgeld kaum leisten. Mit 30 Euro im Monat kann man den Schulbesuch eines Kindes unterstützen.

Ein weiteres Vorhaben der Pater-Noldus-Aktion ist die Unterstützung eines Ausbildungszentrums in Makassar. Die weitere Entwicklung des Zentrums soll gefördert werden. Man kann sich unter anderem die Unterstützung durch Anwärter für ein freiwilliges soziales Jahr in dem Zentrum vorstellen.

Große Dankbarkeit
Andreas und Rafael Hermjohannknecht sowie Dr. Andreas Koch reisten im Anschluss an den Besuch in Rantepao noch in den Süden, wo Schiffe in Handarbeit gebaut werden. Die 350 Kilometer lange Anreise dauerte fast 14 Stunden. Erschreckend sei die Menge an Plastik gewesen, die nicht nur an Land, sondern auch im Meer zu finden war. »Wenn die Indonesier dieses Problem lösen, dann ist eine Menge für den Umweltschutz getan«, so Dr. Andreas Koch.

Die Bilanz des Indonesien- Besuches fällt bei aller Anstrengung überaus positiv aus: »Wir haben erlebt, wie sinnvoll unsere Spenden verwendet werden und sehr viel Dankbarkeit erfahren. Das motiviert unbedingt zum Weitermachen.«

Kontaktdaten:
Pater-Noldus-Aktion e.V.
Rafael Hermjohannknecht
Breslauer Str. 7
33335 Gütersloh
Tel.:    052451 75760
Mail: Rafael.Hermjohannknecht@outlook.com

→ Auszug aus der gt!nfo (Ausgabe Mai 2024)

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