29. Oktober 2024 / Lokalnachrichten aus Gütersloh

Furiose Fusion aus Hip-Hop und zeitgenössischem Tanz

Die GT!info im Gespräch mit dem Choreograf Muhammed Kaltuk über seine dritte Inszenierung „Same Love“

von Sybille Hilgert, Auszug aus der gt!nfo (Ausgabe Oktober 2024)

In Zusammenarbeit mit der Company MEK präsentiert das Urban Arts Ensemble Ruhr seine dritte Inszenierung „Same Love“. Unter der choreografischen Leitung von Muhammed Kaltuk wird im November 2024 die Premiere des Stücks am Theater Gütersloh stattfinden. Wir sprachen mit dem Schweizer Tänzer und Choreografen über „Same Love“.


Der Schweizer Muhammed Kaltuk übernimmt die choreografische Leitung des Stückes „Same Love“.
Foto: Muriel Rieben

„Same Love“ ist eine Kombination aus Hip-Hop und zeitgenössischem Tanz. Wie passen die Tanzrichtungen zusammen?
→ Muhammed Kaltuk: Hip-Hop ist sehr emotional und er zeigt die Realität, sei es durch Musik, im Video oder auf der Bühne. Die Hip-Hop-Kultur ist aus dem Widerstand gegen Ungerechtigkeiten entstanden und das inspiriert mich und begleitet mich im Leben. Ich nehme sehr viel für meine Arbeit aus der Hip-Hop-Kultur, lasse mich aber auch zum Beispiel von Pina Bausch beeinflussen. In ihrem Sinne ist es mir auch wichtig, was den Körper bewegt und nicht, wie sich der Körper bewegt. „Same Love“ wird eine Fusion, ein Experiment aus Hip-Hop und zeitgenössischem Tanz.

Grundlage für „Same Love“ ist der Shakespeare-Klassiker „Romeo und Julia“. Warum dieses Stück und was macht es heute noch relevant?
→ Muhammed Kaltuk: „Romeo und Julia“ stand immer auf meiner To-do-Liste.  Die darin vorkommenden Themen Liebe, Familienstruktur und -traditionen sind zeitlos und relevant - und zwar kulturübergreifend. Inspiriert hat mich auch das Buch „Radikale Zärtlichkeit“ der deutsch-türkischen Schriftstellerin Seyda Kurt. Darin geht es auch darum, wie Liebe, aber auch Traumata in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Schöpfen Sie auch aus Ihrer persönlichen Biografie?
→ Muhammed Kaltuk: Ich bin in der Schweiz geboren und in einem türkischen Haushalt aufgewachsen. Damit bewege ich mich in zwei Gesellschaften: meinen Schweizer Freunden, die sehr woke sind, und in meiner traditionellen Familie. In diesen Welten werden verschiedene Sprachen von Liebe gesprochen: In der einen Welt wird die Liebe ganz anders behandelt als in der anderen. Und ich musste lernen, mich in diesen zwei Welten zu bewegen. So navigiere ich zwischen der Liebe in meiner Familie und den Erwartungen der Gesellschaft, was mich oft erschöpft. Manchmal wirke ich emotional verschlossen, obwohl ich das Gegenteil erlebe – ich lerne, doppelt so viel Liebe zu geben und zu empfangen. Und dann kommt die Frage auf: Wie politisch ist die Liebe?

Wie wirkt sich das auf „Same Love“ aus?
→ Muhammed Kaltuk: Es geht mir im Stück darum, wie Liebe wahrgenommen und weitergegeben wird. Was hat die jeweilige Tradition damit zu tun und wie kann man diese Tradition brechen?  Es geht um Identitätskrisen, die durch diese Traditionen wie auch die gesellschaftlichen Erwartungen und die damit einhergehenden Tabus entstehen. Tabus in einer Kultur sind Stereotypen in der anderen. Ich werde auch versuchen, im ersten Teil des Stückes ein Porträt meiner Eltern zu machen und im zweiten Teil einen Einblick in meine Realität zu geben – es wird für mich sehr persönlich. Aber es geht auch um die Geschichte einzelner Tänzerinnen und Tänzer.  

Die Performance soll zum Umdenken anregen. Wie passiert das tänzerisch?
→ Muhammed Kaltuk: Mit Sprache kann man die Gefühle von Menschen verletzen, mit tänzerischen Bewegungen nicht. Beim Tanz findet meiner Meinung nach eine direkte Verbindung zur Seele statt. Ich glaube, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer die inneren Kämpfe und die Zerrissenheit spüren werden.

Kooperation Pottporus mit dem Theater Gütersloh
Die Zusammenarbeit von Pottporus mit dem Theater Gütersloh hat eine lange Tradition. Seit den 2000er Jahren war Pottporus mit Stücken wie  „Rumble", und Renegade, die Vorgänger des Urban Arts Ensemble Ruhr, regelmäßig sehr erfolgreich zu Gast im Theater Gütersloh. Steffen Korthals von Pottporus: „Karin Sporer, die stellvertretende künstlerische Leitung der Kultur Räume Gütersloh, erkannte früh das Potenzial der Verbindung von Hip-Hop-Kultur, Tanz und jungem diversem Blick auf gesellschaftliche Zusammenhänge. Daran anknüpfend war es für die Produktion von „Same Love" ein logischer Schritt, erneut mit dem Theater Gütersloh zusammen zu arbeiten.“

Muhammed Kaltuk
Muhammed Kaltuk zählt zu den renommiertesten Tänzern und Choreografen der Schweiz. Er gründete 2017 seine eigene Company MEK, die Produktionen zwischen zeitgenössischem Tanz, Hiphop-Kultur und Tanztradition entwickelt. Ein Teil seiner Company wird auch in Gütersloh tanzen.

Fotos oben: Same Love Urban Arts: Das Urban Arts Ensemble ist im Ruhrgebiet ansässig. (Foto von Oliver Look)

→ Auszug aus der gt!nfo (Ausgabe April 2024)

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