Gütersloh, 27. August 2025. Wenn die Selbstständigkeit nachlässt und Unterstützung im Alltag notwendig wird, stellt sich vielen Ehepaaren die Frage, wie und wo sie leben möchten. Ist es möglich, den Lebensabend gemeinsam in einer Pflegeeinrichtung zu verbringen? „Ja, durchaus“, sagt Tatiana Kulakova, Einrichtungsleiterin der Pflege-WG Trinitatis in Gütersloh-Kattenstroth. „Bei uns gab es auch schon zwei Ehepaare gleichzeitig.“
Nach einem Schlaganfall kam Erika Garnschröder im Juni 2022 zunächst allein in die Pflegewohngemeinschaft Trinitatis, eine Einrichtung von „DeineDiakonie“*. „Als meine Tochter sagte, ‚Mutti geht ins Heim‘ da dachte ich ‚Nein, das mache ich nicht‘“, erzählt die 87-Jährige. Trotz anfänglicher Skepsis gewöhnte sie sich schnell an ihre neue Umgebung. Auch körperlich und mental ging es ihr immer besser. „Ich bin im Rollstuhl hierhin gekommen. Ich konnte weder laufen, nicht mehr richtig sprechen. Das haben sie mir hier alles wieder beigebracht“, berichtet die Seniorin. „Den Rollstuhl brauche ich jetzt nicht mehr, Gottseidank.“
Gut zwei Jahre später zog Ehemann Hans Garnschröder ebenfalls in die Einrichtung, weil er Zuhause nicht mehr allein zurechtkam. Anfangs wohnten die beiden gemeinsam in einem Zimmer. „Wir haben bei der Heimaufsicht angefragt, ob es dafür eine Ausnahme geben kann“, erklärt Tatiana Kulakova. „Denn eigentlich verfügt jeder Bewohner über sein eigenes Zimmer mit angeschlossenem Bad. Doppelzimmer haben wir nicht.“ Als nach einigen Wochen ein Zimmer gegenüber frei wurde, zog der 88-Jährige dort ein.
„Das Einleben fiel mir leicht“
Mittlerweile, so Tatiana Kulakova, erhalte die Wohngemeinschaft auch Anfragen von Ehepaaren, die gleich gemeinsam einziehen möchten. „Wir sind allerdings nur eine kleine Wohngemeinschaft mit 17 Plätzen. Dass gleichzeitig zwei Zimmer frei werden, passiert eher selten.“
Nach seinem Umzug lebte sich auch Hans Garnschröder schnell in die Wohngemeinschaft ein. „Das Einleben fiel mir leicht. Meine Frau war ja schon eine Zeit hier“, erzählt er. Ihren Alltag lassen die beiden, die mittlerweile seit 62 Jahren verheiratet sind, eher ruhig angehen. „Wir faulenzen“, sagt Erika Garnschröder und lacht. „Bei uns ist alles ganz entspannt, je nach Laune. Wir sitzen fast immer draußen auf der Terrasse. Morgens, mittags, nachmittags. Wir trinken eine Tasse Kaffee, essen ein Stück Kuchen ‒ so kann man’s aushalten. Und wenn abends etwas Schönes im Fernsehen kommt, dann trinken wir dazu unser Bierchen. Und dann, um neun, halb zehn, gehen wir ins Bett.“
Man nimmt Rücksicht aufeinander
Die Pflege-WG Trinitatis ist speziell für Menschen mit Demenz oder anderen gerontopsychiatrischen Erkrankungen gedacht. „Unsere Bewohnerinnen und Bewohner haben unterschiedliche Demenzgrade“, erläutert Tatiana Kulakova. „Bei manchen ist die Demenz schon richtig weit fortgeschritten, bei manchen beginnt sie erst.“ Trotz mancher Herausforderungen sei das Zusammenleben gut. Das sehen auch die Garnschröders so: „Mit den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern haben wir keine Schwierigkeiten. Wir gehen hier alle so ein bisschen den gleichen Weg. Das ist das Schöne dabei“, sagt Hans Garnschröder. „Manche sind ja nicht mehr so fit, aber da nimmt man Rücksicht drauf“, fügt seine Frau hinzu. „Und damit ist es gut.“
Bis vor kurzem lebte noch ein zweites Ehepaar in der WG Trinitatis. Josefa Becker zog im Jahr 2022 in die Pflegewohngemeinschaft ein, im Februar 2025 folgte ihr Mann Paul. Zwei Monate später starb er. Bis zuletzt hatte er so viel Zeit wie möglich mit seiner Ehefrau verbracht, deren Demenzerkrankung weit fortgeschritten war. Dazu Tatiana Kulakova: „Uns alle hat es sehr berührt, wie liebevoll Herr Becker mit seiner Frau umgegangen ist. Ich finde es sehr wichtig, dass auch alte Menschen die Möglichkeit haben, bis zuletzt zusammen zu bleiben.“
Fotos: ©DeineDiakonie
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Das Ehepaar Erika und Hans Garnschröder lebt seit fast einem Jahr gemeinsam in der Pflege-WG Trinitatis.
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Auch Paul Becker (†) folgte seiner Gattin Josefa in die Pflege-WG Trinitatis. Er ist inzwischen verstorben.






