Trotz des verheerenden Hochwassers im Ahrtal im Sommer 2021 fehlt den Menschen in Deutschland nach Expertenansicht das Risikobewusstsein für extreme Wetterereignisse. «Wir neigen dazu, zu denken, dass es Naturkatastrophen bei uns nicht gibt», sagte Benni Thiebes, Geschäftsführer des Deutschen Komitees Katastrophenvorsorge, zu Beginn der Fachtagung «Wasserextreme als Folge des Klimawandels» am Montag im Klimahaus Bremerhaven. Um Menschen besser für mögliche Gefahren zu sensibilisieren, könnten zum Beispiel bei Dorffesten die vorhandenen Hochwasserlinien an Gebäuden mit blauen Luftballons markiert und so diese auch thematisiert werden. Das Risikobewusstsein sei ein wichtiger Schritt, um mit einer Krise, wenn sie eintrete, besser umgehen zu können. Mit dem Klimawandel steige die Wahrscheinlichkeit für extreme Wetterereignisse auch in Deutschland, sagte die Direktorin des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts, Antje Boetius. Aber nicht nur die Erwärmung der Erde sorge für vermehrten Starkregen und Dürre, auch die menschengemachte Bebauung. Eine genaue Vorhersage solcher Ereignisse sei weiterhin schwierig. Früher seien vor allem die Anrainer von Flüssen von Starkregenrisiken betroffen gewesen, sagte Thiebes. Inzwischen seien Risiken überall vorhanden. Boetius sagte, es sei richtig und weitsichtig, vorsorglich die Deichlinien zu erhöhen, so wie Deutschland es tue. Extremregen in Städten stelle aber auch die vorhandene Kanalisation in Frage. Sie müsse entsprechend angepasst werden. «Wir müssen den Menschen klarmachen, dass es mittlerweile auch bei uns um Leben und Tod geht», sagte Boetius. In von Überschwemmungen stark betroffenen Regionen wie Bangladesch würden in Schulen Kinder über Verhaltensmaßnahmen im Katastrophenfall aufgeklärt. Die Kinder würden wiederum ihren Eltern davon berichten. So etwas könne auch in Deutschland funktionieren, sagte Boetius: «Wir haben das Verhalten bei Katastrophenwarnungen nicht mehr drauf.» Auch im Ahrtal sei das ein Problem gewesen, sagte Benni Thiebes. Auf der zweitägigen Veranstaltung in Bremerhaven tauschen sich knapp 70 Katastrophenschützer, Wissenschaftler und Politiker aus. Unter den Teilnehmenden ist auch die Landrätin des hochwassergeschädigten Kreises Ahrweiler, Cornelia Weigand (parteilos). Risiken gibt es inzwischen überall
Bildnachweis: © Thomas Frey/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Experten: Menschen fehlt Risikobewusstsein für Extremwetter
Bei der Flut im Ahrtal 2021 kamen 134 Menschen ums Leben, Tausende Gebäude wurden beschädigt oder zerstört. Doch noch immer fehle es in Deutschland an Bewusstsein über die Risiken von Naturkatastrophen.
Meistgelesene Artikel
- 18. April 2024
Subkultur in kommunaler Trägerschaft
Exklusiv-Interview mit Weberei-Chef Steffen Böning
Sanierung soll im Juni abschließend fertiggestellt werden.
Dein Partner für Elektroinstallationen und Gebäudetechnik aus Gütersloh
Neueste Artikel
- 7. Mai 2024
Mann in Berlin auf offener Straße getötet
Ein Mann liegt leblos auf dem Gehweg, womöglich wurde er erschossen. Die Polizei-Gewerkschaft spricht von einer «Hinrichtung». Doch noch ist wenig bekannt zu der Tat und ihren Hintergründen.
Verkehr Fahrradprüfung an der Josefschule in Gütersloh Spexard Am Mittwoch (08.05., 08.45 Uhr - 11.00 Uhr) findet...
Weitere Artikel derselben Kategorie
- 7. Mai 2024
Mann in Berlin auf offener Straße getötet
Ein Mann liegt leblos auf dem Gehweg, womöglich wurde er erschossen. Die Polizei-Gewerkschaft spricht von einer «Hinrichtung». Doch noch ist wenig bekannt zu der Tat und ihren Hintergründen.
Tote bei eisiger Kälte konservieren und später wieder auftauen - Kryoniker hoffen dadurch auf ein zweites Leben. Ob das jemals funktioniert, ist unklar. Wieso glauben sie trotzdem daran?