Menschen wurden einer Studie zufolge im östlichen Mittelmeerraum bereits in der späten Bronzezeit am Schädel operiert. Überreste in der archäologischen Stätte Tel Megiddo in Israel geben Hinweise darauf, dass zu der Zeit in der Region bereits sogenannte Trepanationen vorgenommen wurden, wie ein Forschungsteam im Fachjournal «PLOS ONE» berichtet. Dabei handelt es sich um ein medizinisches Verfahren, bei dem ein Loch in den Schädel geschnitten wird. Noch heute wird mit der Kraniotomie eine ähnliche Methode verwendet, um einen Zugang zum Gehirn zu schaffen, etwa bei Hirntumoren oder erhöhtem Hirndruck. Das Forschungsteam um Rachel Kalisher von der Brown University in Providence (USA, Rhode Island) hatte die Überreste zweier Männer aus der Oberschicht untersucht, die etwa 1500 Jahre vor Christus lebten und sehr wahrscheinlich Brüder waren. Einer der beiden hatte demnach ein rund drei Zentimeter großes, quadratisches Loch im Stirnbein des Schädels. Wahrscheinlich sei das Stück Knochen chirurgisch entfernt worden. Beide Brüder waren den Knochenanalysen nach längere Zeit schwer krank. Einer sei als älterer Teenager oder mit Anfang 20 gestorben, der andere zwischen dem 21. und 46. Lebenjahr. Womöglich seien sie einer Infektionskrankheit wie Tuberkulose oder Lepra erlegen. In dem Grab der beiden Männer wurden Überbleibsel hochwertiger Lebensmittel und feine Keramikgefäße gefunden, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichten. Das lasse darauf schließen, dass sie zur Oberschicht gehörten und dass sie trotz ihrer Krankheit nicht ausgegrenzt wurden. «Dies ist eine wichtige Fallstudie für die weitere Untersuchung der Überschneidungen von Status, Krankheit und Behandlung in Gesellschaften im Laufe der Zeit», hieß es dazu. Das Forschungsteam nimmt an, dass die Operation eine Intervention bei sich verschlechterndem Gesundheitszustand gewesen sein könnte. Die fehlende Knochenheilung deute allerdings darauf hin, dass der Mann während oder kurz nach der Operation starb. Im Nahen Osten gebe es bisher nur wenige Funde, die auf Trepanationen zu der Zeit schließen lassen, erklärte Kalisher. Unklar sei auch noch, warum einige der Löcher rund seien - was auf die Verwendung einer Art Bohrer hindeute - andere hingegen vier- oder dreieckig. Ebenfalls unbekannt ist demnach, welche Krankheiten auf diese Weise behandelt werden sollten.Knochenstück chirurgisch entfernt
Kein guter Ausgang für den Patienten
Bildnachweis: © Rachel Kalisher/dpa
Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Mann vor etwa 3500 Jahren an Schädel operiert
«Operation gelungen, Patient tot»: Dieser Satz hatte anscheinend auch in der Bronzezeit eine gewisse Bedeutung. So nahmen die Menschen bereits damals chirurgische Eingriffe am Schädel vor.
Meistgelesene Artikel
Polarlichter haben am Wochenende für ein buntes Spektakel am Nachthimmel über Deutschland gesorgt. Auslöser dafür war ein extrem starker Sonnensturm.
Knapp 6000 Fans dürfen sich über kostenlose Karten freuen – Ausgabe von maximal vier Tickets pro Person im Rahmen...
- 28. April 2024
„Mir ist wichtig, dass wir viel und offen sprechen“
Gespräch mit Pfarrer Thorsten Roland
Neueste Artikel
Der Kanzler macht sich nach den Unwettern im Saarland selbst ein Bild von der Lage. Konkrete finanzielle Hilfen des Bundes kündigt er nicht an, spricht aber von einer «Praxis der Solidarität».
- 18. Mai 2024
Warum Fäkalien Großbritanniens Küste verpesten
Kaum ein Land in Europa hat so viel Küste wie das Vereinigte Königreich. Doch die «Great British Seaside» wird zunehmend von Abwasser verschmutzt. Die Gründe dafür sind haarsträubend.
Weitere Artikel derselben Kategorie
Der Kanzler macht sich nach den Unwettern im Saarland selbst ein Bild von der Lage. Konkrete finanzielle Hilfen des Bundes kündigt er nicht an, spricht aber von einer «Praxis der Solidarität».
- 18. Mai 2024
Warum Fäkalien Großbritanniens Küste verpesten
Kaum ein Land in Europa hat so viel Küste wie das Vereinigte Königreich. Doch die «Great British Seaside» wird zunehmend von Abwasser verschmutzt. Die Gründe dafür sind haarsträubend.