10. Oktober 2022 / Allgemeines

Prozess um Todesflug Rio-Paris gegen Air France und Airbus

Mehr als 200 Menschen sterben, als 2009 ein Airbus zwischen Rio de Janeiro und Paris in den Atlantik stürzt. Der juristische Kampf um die Verantwortung ist ein jahrelanges Tauziehen.

von dpa

Gut 13 Jahre nach dem Absturz eines Flugzeugs zwischen Rio de Janeiro und Paris mit Hunderten Toten ist der Prozess gegen die Airline Air France und Hersteller Airbus angelaufen. Die Unternehmen sitzen seit Montag wegen des Verdachts fahrlässiger Tötung in Paris auf der Anklagebank. Ihnen drohen in dem Verfahren Geldstrafen von bis zu 225 000 Euro. Die Konzerne hatten die Verantwortung für das Flugzeugunglück mit 228 Toten zurückgewiesen.

Die Air-France-Maschine des Flugs AF 447 war am 1. Juni 2009 auf dem Weg von Rio in die französische Hauptstadt von den Radarschirmen verschwunden. Der Airbus vom Typ A330 stürzte in den Atlantik. 228 Menschen starben, darunter 28 Deutsche. Lange war die Ursache unklar. Erst im Mai 2011 wurden die letzten Leichen und der Flugdatenschreiber aus etwa 4000 Metern Tiefe geborgen.

Das auf neun Wochen angesetzte Verfahren folgt auf ein jahrelanges juristisches Tauziehen. 2019 hatten Ermittlungsrichter ein Verfahren abgewiesen. Erst ein Berufungsgericht ordnete den Prozess gegen die Konzerne dann im vergangenen Jahr an.

Frage nach Ausbildung der Piloten

Konkret dürfte es in dem Verfahren darum gehen, ob die Piloten für Extremsituationen wie bei dem Absturz ausreichend gut ausgebildet waren. Auch könnte die Frage im Raum stehen, ob Hersteller Airbus die Folgen eines Ausfalls der sogenannten Pitot-Sonden für die Geschwindigkeitsmessung unterschätzt hat. Die Sonden vereisten auf dem Flug. Die Crew sei im Anschluss mit der Lage überfordert gewesen, obwohl die Situation beherrschbar gewesen sei, hieß es in einem Expertengutachten 2012.

Für die Hinterbliebenen des Todesflugs ist der Prozessbeginn eine weitere Etappe bei der Aufarbeitung der Schuld und ein lang ersehnter Termin. «Das ist wirklich ermüdend», sagte Ophélie Toulliou, die ihren Bruder Nicolas bei dem Flugzeugabsturz verlor, dem französischen Sender TF1. «13 Jahre Kampf nur um eine öffentliche Debatte zu haben. Es braucht Energie, um so weit zu gehen.» Der Zeitung «Libération» zufolge gibt es auch die Hoffnung, das Gerichtsverfahren könne zu einer höheren Flugsicherheit beitragen.

Um Geld geht es für die Hinterbliebenen im Prozess hingegen nicht. Schon vor Jahren kamen die meisten von ihnen mit Air France und Versicherern über Entschädigungszahlungen überein. Über die genauen Summen herrscht Stillschweigen. Allerdings geht es Betroffenen zufolge lediglich um absolut bescheidene Beträge.


Bildnachweis: © --/epa/BRAZILIAN_AIR_FORCE/dpa
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