Mitarbeiter einer Psychiatrie-Klinik hatten bei der Entlassung des späteren Messerstechers von Würzburg keine Hinweise darauf, dass der Mann Menschen töten wollte. Es habe «keine Anhaltspunkte für Selbst- und Fremdgefährdung» gegeben, sagte der Ärztliche Direktor des Zentrums für Seelische Gesundheit in Würzburg, Dominikus Bönsch, am Freitag vor dem Landgericht Würzburg. Die Beschäftigten hätten den Somalier bei seinen insgesamt vier Aufenthalten in der Klinik in dem halben Jahr vor dem Verbrechen «nicht als herausstechenden Patienten wahrgenommen». Bei dem Mann seien psychoartige Zustände und ausgeprägte Ängste diagnostiziert worden. Seine Entlassung sei gegen ärztlichen Rat erfolgt. Möglichkeiten, ihn zwangsweise weiter zu behandeln, habe es nicht gegeben. Die rechtlichen Hürden dafür seien unglaublich hoch, sagte Bönsch, der auch Ärztlicher Direktor des Krankenhauses für Psychiatrie in Lohr am Main ist. Der Beschuldigte hatte am 25. Juni 2021 in der Innenstadt von Würzburg drei ihm unbekannte Frauen mit einem Messer getötet. Zudem gab es vier schwer verletzte Frauen. Ein damals 11-jähriges Mädchen und ein 16-Jähriger wurden ebenfalls schwer verletzt. Hinzu kamen drei Leichtverletzte. Der Mann um die 30, dessen genaues Alter den Behörden nicht bekannt ist, muss sich seit April in einem Sicherungsverfahren für die Taten verantworten. Er hat die Vorwürfe eingeräumt und sein Bedauern ausgedrückt. Die Generalstaatsanwaltschaft München glaubt, der Mann habe aus Hass auf Deutschland gehandelt. Sie will ihn dauerhaft in einer Psychiatrie unterbringen lassen, weil er allgemeingefährlich sein soll. An diesem Samstag, dem Jahrestag des Verbrechens, soll bei verschiedenen Veranstaltungen in Würzburg an die Opfer erinnert werden.Entlassung gegen ärztlichen Rat
Bildnachweis: © Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Psychiatrie-Klinik: Keine Hinweise auf spätere Tat
Meistgelesene Artikel
- 18. April 2024
Subkultur in kommunaler Trägerschaft
Exklusiv-Interview mit Weberei-Chef Steffen Böning
Sanierung soll im Juni abschließend fertiggestellt werden.
Dein Partner für Elektroinstallationen und Gebäudetechnik aus Gütersloh
Neueste Artikel
Verkehr Unbekannter Autofahrer verletzt 16-jährige Scooter-Fahrerin und fährt weiter Die Polizei Gütersloh sucht...
Über uns, Karriere Genau mein Fall! - Polizei NRW Die Polizei Gütersloh wirbt für Nachwuchs Die Einstellungsberatung...
Weitere Artikel derselben Kategorie
Vier Kinder stürzen beim Spielen durch das Dach einer Turnhalle in Remshalden und werden schwer verletzt. Die Ermittlungen zur Gebäudesicherheit laufen.
Forscher aus Deutschland und Frankreich haben einen rund 100 Millionen Jahre alten Bernstein untersucht - und dabei einen besonderen Fund gemacht.