9. Juni 2022 / Allgemeines

Soziologe Knaus: Ukraine-Krieg entscheidet auch über EU

Geht es Putin um die Zerstörung der Europäischen Union? Soziologe und Migrationsforscher Gerald Knaus sieht in dem Krieg in der Ukraine eine Herausforderung für ganz Europa.

von dpa

Der Ukraine-Krieg entscheidet nach Auffassung des österreichischen Soziologen und Migrationsforschers Gerald Knaus über die Zukunft der Europäischen Union.

Es gehe jetzt darum, ob Macht wieder Recht breche oder ob Demokratien in Europa friedlich und gleichberechtigt nebeneinander leben und Grenzen durch Vernetzung und Integration überflüssig machen könnten, sagte Knaus am Mittwochabend bei der Auftaktveranstaltung des Philosophiefestivals Phil.Cologne in Köln. Die Zeitenwende bestehe darin, die Vision von 1990 - ein Europa der Demokratien auf der Grundlage der Menschenrechte - entschlossen zu verteidigen.

Das Narrativ des russischen Präsidenten Wladimir Putin sei, dass das nach 1990 geschaffene Europa keinen Bestand habe. In seiner Vorstellungswelt gebe es nur Großmächte und Einflusssphären. Ein Gebilde wie die Europäische Union, in dem kleine Staaten und große Staaten friedlich zusammenlebten, eingebunden in Strukturen ohne imperiales Zentrum, sei in Putins Augen eine Absurdität, eine Fata Morgana. Deshalb habe er es auf die Zerstörung der EU angelegt.

Ukraines Wunsch nach EU-Beitritt

Knaus sagte, der Wunsch der Ukraine nach einem schnellen EU-Beitritt sei ganz wesentlich durch das leuchtende Beispiel der Nachbarländer Polen und Rumänien ausgelöst worden. In Polen und Rumänien habe der EU-Beitritt einen dramatischen Aufholprozess in Gang gebracht. «Auf einmal wurden Straßen gebaut, auf einmal kamen in Rumänien Bürgermeister und dann ein Premierminister wegen Korruption ins Gefängnis.» Das habe vor allem bei jungen Ukrainern ohne Verbindung zur alten Sowjetunion den sehnlichen Wunsch ausgelöst, ebenfalls Mitglied der EU zu werden.

«Wir wissen nicht, wie der Krieg ausgeht», gab Knaus zu bedenken. «Vielleicht macht Präsident Selenskyj in einigen Monaten einen Frieden, wo er sagt: "Wir können das Territorium im Osten nicht zurückerobern." Aber dann ist es umso wichtiger, dass Europa jetzt ein Signal gibt: Das Territorium, die ukrainische Demokratie, die wir hier haben, die wollen wir als europäischen Verbündeten dabei haben. Mit der Perspektive, dass irgendwann auch ein demokratisches Russland dazukommen kann.»


Bildnachweis: © Federico Gambarini/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Teile diesen Artikel

Meistgelesene Artikel

Lokalnachrichten aus Gütersloh

Exklusiv-Interview mit Weberei-Chef Steffen Böning

weiterlesen...
Stadt Gütersloh

Sanierung soll im Juni abschließend fertiggestellt werden.

weiterlesen...
In Gütersloh entdeckt...

Dein Partner für Elektroinstallationen und Gebäudetechnik aus Gütersloh

weiterlesen...

Neueste Artikel

Polizeimeldung

Verkehr Unbekannter Autofahrer verletzt 16-jährige Scooter-Fahrerin und fährt weiter Die Polizei Gütersloh sucht...

weiterlesen...
Polizeimeldung

Über uns, Karriere Genau mein Fall! - Polizei NRW Die Polizei Gütersloh wirbt für Nachwuchs Die Einstellungsberatung...

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Allgemeines

Ein erstaunliches Comeback und ein tränenreicher Abschied - die neunte Runde bei der RTL-Tanzshow «Let's Dance» ist ein Abend voller Emotionen. Am Ende wird das Aus für Popsängerin Lulu verkündet.

weiterlesen...
Allgemeines

Dunkler Qualm am Himmel im Westen von Berlin: Feuer auf einem Firmengelände im Ortsteil Lichterfelde. Die Feuerwehr warnt vor Rauchgasen. Auch Schulen reagieren.

weiterlesen...