7. April 2022 / Allgemeines

Tiefststand - Weniger Abtreibungen in Deutschland

In Deutschland entscheiden sich weniger Frauen für einen Schwangerschaftsabbruch. Die Zahl der Eingriffe ist auf den niedrigsten Stand seit 25 Jahren gefallen. Vor allem junge Frauen treiben seltener ab.

von Nicole Schippers, dpa

In Deutschland sind im vergangenen Jahr so wenige Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen worden wie seit 25 Jahren nicht. 2021 wurden laut Statistischem Bundesamt rund 94.600 Abtreibungen gemeldet.

Seit Beginn der Zeitreihe des Bundesamtes zu Schwangerschaftsabbrüchen im Jahr 1996 - zuvor gab es einem Sprecher zufolge keine Rechtsgrundlage für diese Statistik - ist das der niedrigste Wert. Damals wurden 130.899 Abtreibungen erfasst, rund 28 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Die Zahl der Eingriffe sank im Zehnjahresvergleich um 14.300 Fälle (minus 13,1 Prozent), wie die Statistikbehörde am Donnerstag berichtete. Im Vergleich zum Vorjahr mit rund 100.000 registrierten Fällen ging sie um 5,4 Prozent zurück.

Keine eindeutige Ursache für Rückgang

Anhand der Daten ist laut Bundesamt keine eindeutige Ursache für den stärkeren Rückgang im Jahr 2021 zu erkennen. Einen Zusammenhang zur Corona-Pandemie können die Wiesbadener Statistiker nicht herstellen. Im ebenfalls vom Virus geprägten Jahr 2020 habe es lediglich einen Rückgang um 0,9 Prozent gegeben.

Sieben von zehn Frauen, die 2021 einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen ließen, waren den Angaben zufolge zwischen 18 und 34 Jahre alt, etwa jede fünfte Frau zwischen 35 und 39 Jahre. Rund acht Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter. Nur drei Prozent waren jünger als 18 Jahre. 41 Prozent der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.

Überdurchschnittlich stark gingen die Abtreibungen im vergangenen Jahrzehnt bei jungen Frauen zurück. Bei den 15- bis 17-Jährigen sank die Zahl der Eingriffe um rund 40 Prozent, bei 18- bis 19-Jährigen um 41 Prozent und bei Frauen zwischen 20 bis 24 Jahre um fast 34 Prozent.

Beratungsregelung

Diese Entwicklung ist dem Bundesamt zufolge teilweise darauf zurückzuführen, dass im selben Zeitraum die Zahl der Frauen in diesen Altersgruppen generell gesunken ist. Der Statistik ist allerdings zu entnehmen, dass der demografische Rückgang deutlich geringer ist als der Rückgang bei den Schwangerschaftsabbrüchen.

96 Prozent der Abbrüche wurden 2021 nach der sogenannten Beratungsregelung vorgenommen, die seit 1995 gilt. Demnach bleibt ein Schwangerschaftsabbruch in den ersten zwölf Wochen straffrei, wenn die Frau sich zuvor beraten lässt. Die restlichen vier Prozent der erfassten Abtreibungen fanden aus medizinischen Gründen statt - oder weil die Frauen Opfer eines Sexualdelikts geworden waren.

Die meisten Schwangerschaftsabbrüche (52 Prozent) wurden mit der sogenannten Absaugmethode durchgeführt, bei 32 Prozent wurde das Mittel Mifegyne verwendet. Die Eingriffe erfolgten überwiegend ambulant - zu rund 81 Prozent in gynäkologischen Praxen und zu 16 Prozent im Krankenhaus.


Bildnachweis: © picture alliance / dpa
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