Trost vom Staatsoberhaupt: Bei seinem Besuch im Hochwasser-Hotspot Erftstadt in Nordrhein-Westfalen hat sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier tief betroffen gezeigt. «Ihr Schicksal bricht uns das Herz», sagte er an Betroffene gerichtet, die bei der Hochwasserkatastrophe Angehörige verloren haben. Er habe «Menschen getroffen, die vieles verloren haben», so der SPD-Politiker weiter. Vieles sei «nicht leicht wieder herstellbar». Es sei «eine Zeit der Not» - doch «in der Not steht unser Land zusammen». Der Bundespräsident dankte den Helfern der Flutkatastrophe - «im Namen aller Deutschen». Viele hätten «bis zur Erschöpfung und jenseits davon gearbeitet». Der Ruf nach Hilfe aus allen Teilen der Region sei «groß und drängend». Steinmeier appellierte, die Flutopfer müssten auch dann noch unterstützt werden, wenn das Thema nicht mehr groß auf allen Titelseiten sei. «Die Unterstützungsbereitschaft, sie muss anhalten, im Großen wie im Kleinen.» Vielen Menschen in den Hochwassergebieten sei «nichts geblieben, außer ihrer Hoffnung. Und diese Hoffnung dürfen wir nicht enttäuschen», so Steinmeier. Auch die Kanzlerin wird noch am Wochenende in der Katastrophenregion erwartet: Angela Merkel plant nach Angaben der Staatskanzlei in Mainz am Sonntag einen Besuch in den schwer verwüsteten Gebieten in Rheinland-Pfalz. Bei einer Videokonferenz mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte die Kanzlerin kurz- und langfristige Unterstützung durch den Bund für die betroffenen Menschen zugesichert. Laschet besuchte am Samstag gemeinsam mit Steinmeier Erftstadt. Erneut bezeichnete er das Hochwasser als «Jahrhundertkatastrophe». Es sei eine «nationale Aufgabe», der betroffenen Region zu helfen. Land und Kommunen könnten dies nicht allein stemmen. Der Unions-Kanzlerkandidat versprach Direkthilfe für die betroffenen Menschen und sagte zu, es werde «sehr unbürokratisch Geld ausgezahlt». Danach werde man zusammen mit dem Bund «strukturell» den Städten helfen müssen, den Wiederaufbau zu bewerkstelligen. Auch Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ist nach dem Abbruch ihres Urlaubs in die Krisengebiete gereist. Wie eine Sprecherin mitteilte, will sich die Parteichefin vor Ort über die Lage der Menschen informieren. Dabei verzichte sie bewusst auf Pressebegleitung oder öffentliche Auftritte. Den Angaben zufolge traf Baerbock bereits am Freitag in Mainz ein. Auf Twitter schrieb sie dazu: «Die Gespräche gehen unter die Haut. Nach wie vor sind nicht alle Orte erreicht, Menschen weiter abgeschnitten. Zugleich gibt es eine unglaubliche Solidarität zu helfen, Betroffene zu Hause aufzunehmen und zu unterstützen.» Unterdessen gehen die Aufräum- und Rettungsarbeiten in den Katastrophengebieten weiter. Keine Toten wurden bislang bei der Bergung der Fahrzeuge auf der überfluteten Bundesstraße 265 bei Erftstadt gefunden, wie ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises berichtete. Bei der Überprüfung der insgesamt 28 Autos und Lastwagen, die von den Wassermassen überspült worden waren, kamen auch Taucher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zum Einsatz. In Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der Toten dennoch auf 45, wie eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums am Samstagabend mitteilte. Damit hat sich die Zahl der Todesopfer gegenüber Freitag um zwei erhöht. Auch in Rheinland-Pfalz gehen die Such- und Rettungsarbeiten weiter. Noch immer sind Tausende Rettungskräfte in der Eifel, wo in der Nacht zum Donnerstag die Wassermassen ganze Orte verwüstet hatten. Mehr als zwei Tage nach dem Unglück werden noch Menschen vermisst. In Rheinland-Pfalz wurden bislang 98 Todesopfer gefunden. In beiden Bundesländern starben damit bisher mehr als 140 Menschen infolge des Hochwassers. In Belgien hat die Katastrophe bislang 27 Menschen das Leben gekostet. «Leider müssen wir damit rechnen, dass diese Zahl in den nächsten Stunden und Tagen weiter ansteigen wird», teilte das Nationale Krisenzentrum des Landes am Samstag mit.Kanzlerin am Sonntag in Rheinland-Pfalz
Baerbock im Hochwassergebiet - ohne Presse
Unklare Opfer-Lage in Erftstadt
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Steinmeier in Erftstadt: «Ihr Schicksal bricht uns das Herz»
Der Bundespräsident dankt in NRW den Hochwasser-Helfern, die «bis zur Erschöpfung und jenseits davon» gearbeitet hätten. Die Kanzlerin reist am Sonntag ins Katastrophengebiet in Rheinland-Pfalz.
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