Die junge Polizistin und ihr Kollege hatten keine Chance. Auf nächtlicher Streife wollten sie einen verdächtigen Kastenwagen kontrollieren, der in der Westpfalz an einer entlegenen Kreisstraße stand. Wenige Minuten später waren die beiden tot. Erschossen. Fast auf den Tag genau zehn Monate ist das Verbrechen von Kusel her, für das ein 39 Jahre alter Mann verantwortlich sein soll. Im Prozess um die tödlichen Kopfschüsse werden heute die Urteile vor dem Landgericht Kaiserslautern erwartet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Deutschen zweifachen Mord vor. Die Tat habe «Hinrichtungscharakter» gehabt, hatte Oberstaatsanwalt Stefan Orthen in seinem Plädoyer gesagt. Für ihn haben sich die Vorwürfe in dem rund fünfmonatigen Prozess bestätigt. Der 39-Jährige habe die Polizisten getötet, um Jagdwilderei zu verdecken. Zudem sei das Mordmerkmal der Habgier erfüllt: Der Mann habe gefürchtet, das erlegte Wild nicht mehr verkaufen zu können. Im Kastenwagen am Tatort sollen 22 frisch geschossene Rehe und Hirsche gelegen haben. Während für die Staatsanwaltschaft aufgrund der «besonderen Verwerflichkeit» der Tat zudem eine besondere Schwere der Schuld feststeht, spricht die Verteidigung nicht von Mord. Aus ihrer Sicht war die Tat «maximal Körperverletzung mit Todesfolge» - und auch nur in einem Fall. Der Hauptangeklagte hatte in dem Prozess ausgesagt, den 29 Jahre alten Polizeikommissar in einer Art Notwehrlage getötet zu haben. Sein damaliger Komplize habe aber die 24 Jahre alte Polizeianwärterin erschossen. Der Nebenangeklagte hat das stets zurückgewiesen - er ist nicht wegen Mordes angeklagt. Die Anklage glaubt ihm, dass er nicht geschossen haben will. Der Staatsanwaltschaft zufolge hat sich der 33-Jährige aber der Mittäterschaft bei der Jagdwilderei schuldig gemacht. Von Strafe sei jedoch abzusehen, weil der Mann wesentlich zur Aufklärung beigetragen habe, hieß es. Die Männer waren kurz nach der Tat im angrenzenden Saarland festgenommen worden. Sollte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft folgen und wegen Mordes lebenslange Haft verhängen plus die besondere Schwere der Schuld feststellen, wäre eine Haftentlassung des 39-Jährigen nach 15 Jahren im Gefängnis ausgeschlossen. Die Verbüßungsdauer liegt in solchen Fällen Experten zufolge im Schnitt bei mehr als 20 Jahren. Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Rheinland-Pfalz, Sabrina Kunz, sagte, man hoffe auf «eine konsequente rechtsstaatliche Entscheidung». Man trauere um zwei junge Menschen, die in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben lassen mussten. Der Jahrestag der Tat in zwei Monaten werde Wunden wieder aufreißen. «Wir werden das, was passiert ist, niemals vergessen», sagte Kunz.Tat mit «Hinrichtungscharakter»
Zweiten Angeklagten erwartet wohl keine Strafe
Bildnachweis: © Uwe Anspach/dpa-Pool/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
Urteile im Polizistenmord-Prozess von Kusel erwartet
Die Tötung von zwei Polizisten bei einer Verkehrskontrolle Ende Januar in Rheinland-Pfalz löst bundesweit Entsetzen aus. Nun fallen die Urteile für das Verbrechen.
Meistgelesene Artikel
- 30. März 2024
DLRG-Bezirksmeisterschaften 2024: Ortsgruppen aus dem Kreis Gütersloh bewiesen ihr Können
Rettungssportler aus Gütersloh und Verl holten die meisten Titel
- 18. April 2024
Subkultur in kommunaler Trägerschaft
Exklusiv-Interview mit Weberei-Chef Steffen Böning
Dein Partner für Elektroinstallationen und Gebäudetechnik aus Gütersloh
Neueste Artikel
- 29. April 2024
Aktion Radschlag - Verkehrskontrollen in Gütersloh
Verkehr Aktion Radschlag - Verkehrskontrollen in Gütersloh Mittwoch (24.04.) wurden im Zeitraum von 11.15 Uhr bis...
- 29. April 2024
Gemeinsame Kontrollen der Gütersloher Kripo mit dem Hauptzollamt Bielefeld - 14 Arbeitnehmer ohne Aufenthaltserlaubnis angetroffen
Kriminalität Gemeinsame Kontrollen der Gütersloher Kripo mit dem Hauptzollamt Bielefeld - 14 Arbeitnehmer ohne...
Weitere Artikel derselben Kategorie
- 28. April 2024
Wo ist der kleine Arian? - 1200 Helfer waren auf der Suche
Der sechsjährige Arian aus Bremervörde bleibt weiter verschwunden. Auch bei der bisher größten Suchaktion wurde er nicht gefunden. Doch die Einsatzkräfte wollen nicht aufgeben.
- 28. April 2024
Britney Spears: Rechtsstreit mit ihrem Vater ist beendet
Der lange Vormundschaftsstreit zwischen Britney Spears und ihrem Vater sowie das Drumherum scheinen endgültig vorbei - dank eines Vergleichs vor Gericht. Ist auch eine persönliche Versöhnung möglich?