16. Mai 2021 / Allgemeines

Todesschütze gesteht Tat nach Flucht - und zeigt keine Reue

Ein Mann erschießt seinen Chef und einen Kollegen. Die Ermittler suchen nach Antworten für die Bluttat, die der Täter nicht bestreitet. Schon zuvor hat sich der 29-Jährige sehr seltsam verhalten.

Eric Maurel, Staatsanwalt von Nimes, spricht bei einer Pressekonferenz.
von dpa

Ein grausames Verbrechen, eine spektakuläre Flucht und schließlich Kapitulation: Im Fall eines geständigen Todesschützen, der in Frankreich zwei seiner Kollegen erschossen hat, gibt es erste Hinweise auf das Motiv.

Dennoch sind immer noch viele Fragen offen. Der 29-Jährige hatte sich am Freitagabend ergeben, nachdem ihn Hunderte Einsatzkräfte tagelang im Wald gesucht hatten und ein ganzes Dorf in Angst und Schrecken lebte. Er habe die Tat gestanden, aber keine Reue gezeigt, teilten die Ermittler mit. Eine Auseinandersetzung mit seinem Arbeitgeber könnte das Motiv sein.

Es gebe bisher keine Anhaltspunkte dafür, dass der Schütze paranoid sei, sagte Éric Maurel, der Staatsanwalt von Nîmes. Allerdings müssten das Experten entscheiden. «Wir spüren, dass es sich um jemanden handelt, der Angst hatte und der Furcht empfand», betonte Maurel. Der 29-Jährige habe sich vor den Bewohnern des Dorfes gefürchtet, eine kugelsichere Weste getragen und ein Videoüberwachungssystem rund um sein Haus eingerichtet.

Die Ermittler hatten während der Suche nach ihm immer wieder davor gewarnt, dass der Mann gefährlich sei. Er war 83 Stunden auf der Flucht, dabei versteckte er sich auch in einem Wildschweinkessel. Der Mann sollte am Sonntag einem Richter vorgeführt werden, und es sollte ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes eingeleitet werden.

Der 29-Jährige hatte am Dienstag seinen Chef und einen Kollegen in dem Dorf Les Plantiers in einem Sägewerk erschossen. Danach flüchtete er den Ermittlern zufolge zu Fuß, Hunderte Einsatzkräfte durchforsteten die Wälder nach ihm. Am Freitagabend gab er schließlich auf. Dabei habe es kein Blutvergießen und keine Gewalt gegeben, schilderten die Ermittler. Der Gesuchte sei extrem schwach und ausgezehrt gewesen, als er sich gestellt habe. Man gehe davon aus, dass er aus Erschöpfung aufgegeben habe.

Gerätselt wird, was den Mann zu dem brutalen Verbrechen getrieben hat - er war bereits bewaffnet mit einer kugelsicheren Weste zur Arbeit gekommen. Diskussionen zwischen seinem Arbeitgeber und ihm über eine mögliche Entlassung wegen schweren Fehlverhaltens könnten seine gewalttätige, unverhältnismäßige und radikale Entscheidung erklären, sagte Major Bertrand Michel. Laut Dokumenten, die bei ihm zu Hause gefunden wurden, war der 29-Jährige auch auf Menschen im Dorf wütend, wie die Zeitung «Le Journal Du Dimanche» schrieb. Im Internet soll er demnach über Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geschimpft haben.

Hubschrauber, Polizeihunde und Kartographen hatten tagelang nach dem Mann in dem steilen und waldigen Département Gard gesucht - ein Dorf lebte in Angst. In Medien war von einer «Menschenjagd in den Cevennen» die Rede. Der Gesuchte wurde vom seinem Vater in einer emotionalen Audio-Botschaft dazu aufgerufen, sich zu ergeben: «Valentin, es ist Papa, ich liebe dich, wir lieben dich.»

Für die Dorfbewohner war die Kapitulation des Schützen eine große Erleichterung. Die Menschen seien am Boden zerstört und traumatisiert von der Tat, betonte Staatsanwalt Maurel. Weil er lebend gefasst wurde, werde er seine Taten erklären können, sagte ein Bewohner des kleinen Dorfes mit rund 250 Einwohnern dem Sender Franceinfo. Er betonte, dass nun auch die Familie des mutmaßlichen Täters Unterstützung brauche. Sie habe nichts mit der Tat zu tun.


Bildnachweis: © Clement Mahoudeau/AFP/dpa
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