12. Februar 2023 / Allgemeines

Wohnen: Post-Covid-Ära könnte Manhattan verändern

New York City hat einen Notstand an bezahlbarem Wohnraum, auf der anderen Seite gibt es riesige verwaiste Büroflächen im Zentrum - die Lösung scheint naheliegend. So einfach aber ist es nicht.

Der Time Square an der Kreuzung Broadway und Seventh Avenue: Wer wohnt da eigentlich?
von Benno Schwinghammer, dpa

Das pulsierende Herz einer Weltmetropole sieht wahrlich anders aus: Wer Anfang 2023 die Third Avenue in Midtown Manhattan herunterspaziert, dem schlägt die Abwesenheit von Geschäftigkeit entgegen. Vor allem hier im Zentrum New Yorks stehen Bürogebäude nach der Corona-Pandemie zu großen Teilen leer. Gleichzeitig ist der Wohnungsmarkt überlastet, und Mieten explodieren. Die Idee: den Business-Stadtteil fürs Wohnen öffnen. Die Häuserschluchten könnten sich bald von Grund auf ändern - doch es gibt Hindernisse.

«Es gibt eine Wohnungskrise - New York City benötigt etwa 500.000 neue Wohneinheiten, um mit der Nachfrage Schritt zu halten», sagt John Sanchez von der Initiative «5 Borough Housing», die mehr erschwingliche Wohnungen in der Ostküstenmetropole erreichen will. «Und es gibt wachsende Büroleerstände und wir glauben, dass es eine Gelegenheit gibt, diese zu Wohnungen zu machen, um die Krise zu bewältigen.»

Bezahlbarer Wohnraum

Die Initiative setzt sich dabei vor allem dafür ein, die Gebäude Manhattans zugänglich für New Yorker aller Schichten zu machen. «Es ist an der Zeit, dass Manhattan seiner Verantwortung gerecht wird, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen», so Sanchez weiter. Steueranreize für Hausbesitzer und Änderungen von Gesetzen, die Wohnraum in gewissen Teilen von Midtown beschränkten, könnten so zu einer fühlbaren Entspannung der Wohnungssituation in ganz New York führen.

Die Situation in New York ist katastrophal: Wer zu akzeptablen Preisen leben will, also etwa nicht mehr als 2500 Dollar pro Monat für eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 40 Quadratmetern zahlen will, muss lange suchen. Nach Angaben der Immobilienfirma DouglasElliman betrug die durchschnittliche Miete in Manhattan im Dezember 5243 Dollar (4766 Euro) - 18 Prozent mehr als 2021. Der extremen Nachfrage steht ein zu kleines Angebot in der 8-Millionen-Stadt gegenüber.

Gleichzeitig fand eine Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Columbia Universität heraus, dass die zunehmende Arbeit von Zuhause nach Covid-19 den Wert und die Erlöse für Bürogebäude deutlich mindert. Viele Firmen brauchen den irrsinnig teueren Raum nicht mehr und verkleinern ihre Fläche.

Teile von Midtown wie die 3rd Avenue, wo vor allem die eher alten Gebäude von 1950 bis 1980 stehen, haben es doppelt schwer: Firmen wandern in modernere Gebäude ab, viele davon in den neuen Stadtteil Hudson Yards im Westen Manhattans.

Bürgermeister Eric Adams hat deshalb einen ehrgeizigen Plan: «In den kommenden Wochen werden wir die Arbeit beginnen mit dem Ziel, mehr Wohnraum zu schaffen, einschließlich mietgebremster Wohnungen in Midtown Manhattan, wo die derzeitige Einteilung in Zonen nur Produktions- und Büroflächen zulässt», ließ sein Büro vor wenigen Tagen mitteilen.

20.000 neue Wohnungen könnten so im Herzen New Yorks nahe des Times Square entstehen. Ein Beispiel für eine solche Veränderung gab es nur wenige Kilometer entfernt: In Downtown Manhattan, an der Südspitze der Halbinsel, wurden nach den Anschlägen vom 11. September viele Büros in Luxuswohnungen umgebaut. Doch in Midtown gibt es neben jahrzehntealten Regularien, die aus dem Weg geräumt werden müssen, und nötigen umfassenden Finanzierungen auch ein logistisches Problem.

Bürogebäude umbauen

Anders als in Downtown ist die Umwandlung vieler Bürogebäude dort schwierig: Sie wurden oft für ausladende Räume konstruiert, in denen Fenster und damit natürliches Licht mitunter rar sind. Die Grundflächen so zurechtzuschneiden, dass sie wohnlichen Anforderungen gerecht werden, ist in vielen Gebäuden eine Herausforderung.

Andere Hochhäuser könnten dagegen relativ leicht umgebaut werden und mit Hilfe der Stadt bald Zehntausenden Menschen ein neues Zuhause bieten. Einer von vielen notwendigen Schritten, um New Yorks Wohnungskrise entgegenzusteuern - und Midtown zu neuem Leben zu verhelfen.

John Sanchez jedenfalls könnte sich vorstellen umzuziehen: Wenn alles so laufe, wie «5 Borough Housing» es sich idealerweise vorstelle, werde es bald bezahlbaren Wohnraum mitten im Business-Zentrum Amerikas geben. «Und meine Frau und ich würden dann definitiv in Betracht ziehen, nach Midtown zu ziehen», sagt er.


Bildnachweis: © Benno Schwinghammer/dpa
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