15. Mai 2021 / Allgemeines

Beginn der Badesaison an den Küsten - Sorge vor Coronafolgen

In diesen Tagen beziehen die ersten Rettungsschwimmer an Nord- und Ostsee ihre Posten. Und sie blicken mit Sorgen auf die zweite Badesaison während der Corona-Pandemie.

Die Rettungsschwimmer der DRK Wasserwacht Rostock starten haben den Wachdienst der diesjährigen Badesaison wieder aufgenommen.
von dpa

Mehr Urlauber an deutschen Stränden, weniger sichere Schwimmer: Rettungsschwimmer blicken mit Sorge auf die Badesaison an den Küsten und Binnengewässern.

«Wir befürchten für die Sommersaison 2021 deutlich mehr Probleme und Zwischenfälle am und im Wasser als bereits in der Saison 2020», sagt DLRG-Pressesprecher Achim Wiese. «Viele unterschätzen, wie viel Fitness verloren gegangen ist, wenn sie lange zu Hause sind und sich über einen langen Zeitraum nicht regelmäßig und ausreichend bewegen.»

An Nord- und Ostsee startet die offizielle Badesaison, in der die Rettungsschwimmer ihre Posten beziehen, Mitte Mai. Die DLRG sorgt etwa in Schleswig-Holstein und Niedersachsen unter anderem an je rund 50 Stränden für sicheres Badevergnügen. Hinzu kommen Hunderte bewachte Badestellen an Binnengewässern. An anderen bewachten Stränden etwa entlang der Kieler Förde oder in Warnemünde in Mecklenburg-Vorpommern ist die Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes im Einsatz.

Vor allem wegen des ausgefallenen Schwimmtrainings in der Corona-Pandemie bei Kindern und Schwimmanfängern aber auch bei den Rettungsschwimmern sieht die DLRG eine Gefahr. «Die Rettungsschwimmer, die nun starten, sind seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr geschwommen. Das ist natürlich gefährlich», sagte der Sprecher der DLRG in Niedersachsen, Christoph Penning. Viele hielten sich mit anderen Sportarten fit. Doch Schwimmen könne nur über das Lernen und Trainieren geübt werden. «Selbst wer Marathon-Läufer ist, ist noch kein guter Schwimmer.»

Auch die Arbeitsabläufe der Helfer werden wieder von Corona geprägt sein. Nach wie vor gelte für den täglichen Umgang am Strand und die Gesundheit aller ein Abstand von mindestens 1,5 Metern sowie das Tragen eines Mundschutzes, heißt es etwa beim DRK Rostock. Gespräche und Hilfestellungen fänden vorwiegend im Freien statt. In Warnemünde sind die Rettungsschwimmer der Wasserwacht bereits am Donnerstag in die Saison gestartet. «2020 haben wir beim gemeinsamen Umgang am Strand mit unseren Badegästen fast ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Daher hoffen wir auch in diesem Jahr, dass alle an einem Strang ziehen», sagte der Koordinator der DRK Wasserwacht Rostock, Manuel Brumme.

Die DLRG erwartet einen ähnlich großen Andrang an den Badeseen und Küsten des Landes wie im vergangenen Jahr. «Wir werden eine Badesaison haben, in der wir noch sehr viel stärker aufmerksam sein müssen als sonst», sagte Penning.

2019 bewahrten die Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer der DLRG 950 Menschen vor dem Tod. Im vergangenen Jahr rettete die DLRG 901 Menschen. Die genaue Leistungsbilanz will die größte Wasserrettungsorganisation der Welt am Mittwoch in einer Pressekonferenz vorstellen. Zudem will sie dann auch unter anderem auf die Auswirkungen und Folgen in der Schwimmausbildung näher eingehen.

Als Folge der Schwimmbadschließungen und fehlenden Ausbildungsmöglichkeiten rechnet die DLRG sowohl mit einem weiteren Anstieg von Kinder, die nicht schwimmen können, als auch mit erhöhten Ertrinkungszahlen speziell in den Sommermonaten. Wie sich schönes Wetter auf die Ertrinkungsfälle auswirken kann, zeigen nach Ansicht der DLRG die Sommermonate 2020. So sei es allein im August durch den verstärkten innerdeutschen Urlaub und Ausflüge an unbewachte Flüsse und Seen zu einem Rekordanstieg mit 117 Opfern gekommen. «Die Rahmenbedingungen haben sich seither nicht wesentlich verbessert. Sie sind durch die anhaltenden Umstände sogar eher schlechter geworden», sagte DRLG-Bundessprecher Wiese. «Wir können die Menschen nur sensibilisieren, ihre körperlichen Kräfte nicht zu überschätzen und ausschließlich an bewachten Abschnitten baden zu gehen.»

Bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie konnten immer weniger Kinder und Jugendliche sicher schwimmen. Die Bäderschließungen im Corona-Jahr 2020 und damit auch der Ausfall von Schwimmunterricht hätten die Situation noch verschlimmert, heißt es etwa beim DLRG.

Allein in Schleswig-Holstein hätten aufgrund der Pandemie rund 30.000 Kinder keinen Schwimmunterricht in der Schule gehabt, sagte der Präsident des Schleswig-Holsteinischen Schwimmverbandes (SHLV). Die Chancen, dass diese Kinder nach Ende der Pandemie noch eine ausreichend gute Schwimmausbildung bekämen, stünden nicht gut. Die derzeit landesweit vorhandenen Wasserflächen reichten noch nicht einmal aus, den dann aktuell zur Schwimmausbildung anstehenden Jahrgang vollständig ausbilden zu können, wie Weber sagte. Daher sei nun eine Schwimmlernoffensive gestartet worden, um mehr Bäder dazu zu bewegen, bereits jetzt, vor dem Normalbetrieb für alle, wieder für den Schwimmunterricht zu öffnen. Auch in anderen Bundesländern wie Niedersachsen sind ähnliche Angebote geplant.


Bildnachweis: © Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa
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