25. September 2021 / Allgemeines

Fakten und Mythen um die braune Bohne: Alles kalter Kaffee?

Schönheitsmittel, Gartendynamo, Umweltsünder? Zum «Tag des Kaffees» gehören ein paar Mythen um das Heißgetränk auf den Prüfstand.

Kaffee ist der Deutschen liebstes Getränk - der Pro-Kopf-Verbrauch lag 2020 bei durchschnittlich 168 Litern.
von Katja Räther, dpa

Von wegen Land der Biertrinker. Kaffee ist der Deutschen liebstes Getränk - der Pro-Kopf-Verbrauch lag 2020 bei durchschnittlich 168 Liter, meldet der Kaffeeverband. Zeit für einen kleinen Faktencheck.

Behauptung: Die Deutschen gehören zu den führenden Kaffeekonsumenten.

Bewertung: Zweifelhaft.

Fakten: International wird der Kaffeekonsum im Verbrauch von Kaffeebohnen gemessen - mal als Rohkaffee, mal als Röstkaffee. In Deutschland wiederum rechnet der Kaffeeverband in getrunkenen Litern pro Person und Jahr. Ein genauer Vergleich ist damit fast unmöglich.

Als Weltmeister unter den Kaffeetrinkern rühmen sich die Finnen - ihr Kaffeeverband meldet für das Jahr 2018 einen Konsum von etwa 10 Kilo gerösteten Kaffees pro Person - da sind Kinder mit eingerechnet. Auch nach den Recherchen des Portals «Worldatlas» liegt Finnland deutlich an der Spitze, gefolgt von skandinavischen Ländern wie Norwegen, Island und Dänemark. Deutschland: eher Mittelfeld.

Holger Preibisch, Chef des Deutschen Kaffeeverbands, meint dennoch: «Deutschland ist eine Kaffeenation!» Auch im Handel mit den Bohnen sei die Bundesrepublik «als weltweit zweitgrößter Importeur von Rohkaffee und größter Kaffeeexporteur führend».

Behauptung: Kaffeesatz ist der beste Gartendünger.

Bewertung: Stimmt nur bedingt.

Fakten: Was nach dem Aufbrühen im Filter oder der Kaffeekanne übrig bleibt, ist kein nutzloser Müll. Der Kaffeesatz enthält Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium sowie nützliche Antioxidantien. Das haben Forscher nachgewiesen. Gartenexperten empfehlen deshalb oft, das ausgelaugte Pulver als Pflanzennahrung zu nutzen.

Wichtig dabei: Es sollte getrocknet werden, damit sich keine Schimmelsporen bilden. Frühlingsblüher wie Krokusse, Narzissen oder Tulpen bevorzugen zudem einen kalkhaltigen Boden - da droht beim Einsatz von zu viel Kaffeesatz eine Übersäuerung des Bodens. Auch viele Gemüsesorten, etwa Kohl oder Zwiebeln, reagieren empfindlich.

Behauptung: Bambusbecher machen Coffee-to-go umweltfreundlich.

Bewertung: Stimmt nicht.

Fakten: Der Kaffee zum Mitnehmen («to go») ist allgegenwärtig - die gebrauchten Pappbecher samt Plastik-Deckeln auch. Als Alternative werden wiederverwendbare Becher mit Bambusfasern angepriesen. Sie bestehen in der Regel aus einem Verbund mit Melamin-Formaldehyd-Harz (MFH). Deshalb ist laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Vorsicht geboten: Bei höheren Temperaturen können gesundheitlich bedenkliche Mengen an Melamin und Formaldehyd vom Geschirr in die Lebensmittel übergehen.

Für kalte oder lauwarme Speisen und Getränke sei das MFH-Geschirr also gut geeignet - für heißen Kaffee aber eben nicht. Zudem sei MFH ein Kunststoff, der nicht biologisch abbaubar sei - «auch dann nicht, wenn ihm natürliche Füllstoffe zugesetzt sind», so das BfR.

Behauptung: Kaffee-Kapseln sind eine Umweltsünde.

Bewertung: Richtig.

Fakten: Nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe kommen auf jede Kaffeekapsel zur Zubereitung einer einzelnen Tasse durchschnittlich circa 2,5 Gramm Aluminium oder Kunststoff und noch mal 1,5 Gramm Papier für die Umverpackung. Ein Recycling der Kapseln ist nach Aussage der Umweltschützer kaum möglich, weil Müllanlagen die wertvollen Rohstoffe nicht vom Kaffeesatz trennen können.

Auch Kapseln aus biologisch abbaubarem Kunststoff böten keinen Vorteil: In den Kompostierungsanlagen könnten diese nicht wie Biomüll abgebaut werden, sie würden deshalb als «Störstoffe» aussortiert - und landen wieder beim Restmüll. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) bestätigt zwar die mögliche Wiederverwendung der Kapsel-Rohstoffe, weist zugleich aber auf den dem enormen Aufwand beim Recycling hin.

Behauptung: Kalter Kaffee macht schön.

Bewertung: Nicht nachzuweisen.

Fakten: Es ist kaum noch zu belegen, woher diese Weisheit kommt, die schon unsere Groß- und Urgroßmütter kannten. Eine Version besagt, dass es zu Zeiten des Barocks üblich war, den Kaffee abgekühlt zu schlürfen. In vornehmen Kreisen war es im 17. und 18. Jahrhundert üblich, dicke Schminke zu tragen - die wäre durch heiße Dämpfe aus der Mokka-Tasse ins Laufen geraten. Insofern ist der Schönheitstipp wohl vor allem «kalter Kaffee» - also abgestanden und kaum genießbar.


Bildnachweis: © Fabian Sommer/dpa
Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Gütersloh App? 

Meistgelesene Artikel

Die Pizzeria Rucola: Dein Restaurant für italienische Abende
Partner News

kulinarische Vielfalt und eine gemütliche Atmosphäre in Gütersloh

weiterlesen...
Starkregen: Tipps und Hinweise für Hauseigentümer
Stadt Gütersloh

Informationen zur Rückstausicherung und zum Vorgehen im Schadensfall.

weiterlesen...

Neueste Artikel

Entdeckt die Pinke Ente: Der neue Kreativraum für Inspiration und Kreativität in Gütersloh!
Für die ganze Familie

Taucht ein in die Welt der Pinken Ente – Workshops, Kurse und Veranstaltungen für kreative Köpfe jeden Alters

weiterlesen...
«Hobby Horsing»: Wettbewerb im Springreiten ohne Pferd
Allgemeines

Der Trend stammt aus Finnland. In Frankfurt messen sich rund 280 Menschen bei den ersten Deutschen Meisterschaften im Springreiten ohne Pferd. Gekämpft wird in drei Kategorien.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

«Hobby Horsing»: Wettbewerb im Springreiten ohne Pferd
Allgemeines

Der Trend stammt aus Finnland. In Frankfurt messen sich rund 280 Menschen bei den ersten Deutschen Meisterschaften im Springreiten ohne Pferd. Gekämpft wird in drei Kategorien.

weiterlesen...
Feuerwehr nach Brückeneinsturz «vorsichtig optimistisch»
Allgemeines

Der Abriss des eingestürzten Teils der Carolabrücke in Dresden ist in vollem Gange. Allerdings drängt die Zeit, die Wasserstände der Elbe steigen. Die Abrissarbeiten kommen gut voran.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner