21. Dezember 2022 / Allgemeines

Erster kommerzieller Flug einer Vega-C-Rakete gescheitert

Nur wenige Minuten nach ihrem Start kommt die neue europäische Vega-C-Rakete vom Kurs ab. Die Mission wird für gescheitert erklärt, die Gründe sind noch unklar. Was für Europas Raumfahrt?

Eine Vega-C-Rakete steht auf dem europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guayana, bereit für den Start.
von dpa

Nach dem fehlgeschlagenen ersten kommerziellen Start der neuen europäischen Trägerrakete Vega C ins All soll eine Expertenkommission die Gründe erforschen. «Sie wird die Aufgabe haben, die Ursache des Misserfolgs nachzuweisen und robuste und langanhaltende Korrekturmaßnahmen vorzuschlagen, die eine sichere und verlässliche Rückkehr zum Fliegen für die Vega C garantieren», sagte Stéphane Israël, Chef des Raketenbetreibers Arianespace, am Mittwochnachmittag. Für Europas Raumfahrt ist das Problem bei der gerade erst eingeführten Rakete ein herber Schlag.

Nur wenige Minuten nach ihrem Start vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guyana war die Rakete am späten Dienstagabend (Ortszeit) von ihrem Kurs abgekommen. Arianespace stufte die Mission als gescheitert ein. Dem Unternehmen zufolge gab es ein Problem beim Triebwerk Zefiro 40. Nach einem Druckabfall wurde von der zuständigen Flugsicherheit der Befehl gegeben, das Flugobjekt zu zerstören. Die Rakete sei sicher in internationale Gewässer gefallen. Das Problem scheine nur das Triebwerk zu betreffen.

Dem Scheitern ins Auge sehen

Bereits am Donnerstag soll die unabhängige Expertenkommission den fehlgeschlagenen Start unter die Lupe nehmen. Neben Arianespace soll auch die europäische Raumfahrtbehörde Esa dem Gremium vorsitzen. «Wir werden tun, was immer nötig ist, um wieder sicher fliegen zu können», sagte Stefano Bianchi von der Esa-Direktion für Raumtransport.

«Vor fünf Monaten hatten wir einen makellosen Flug und jetzt müssen wir einem Scheitern ins Auge sehen, das uns hart trifft», schätzte Bianchi die Lage ein. «Europa braucht Vega und es braucht eine Trägerrakete, die jedes Mal funktioniert.»

Erst im Juli hatte die Vega C ihren Erstflug absolviert. Sie ist eine Weiterentwicklung der Vega-Rakete, die seit 2012 leichte Satelliten ins All bringt. Laut Esa kann die neue Rakete etwa 800 Kilogramm mehr Last transportieren. Zudem ist sie flexibler und billiger. Esa-Chef Josef Aschbacher hatte die Vega C bei ihrem Erstflug als «extrem wichtig» für Satelliten bis circa 2,4 Tonnen bezeichnet. Der Start der Rakete, die Lasten auf Umlaufbahnen in unterschiedlichen Höhen bringen kann, habe eine neue Ära in dieser Raketenkategorie eingeläutet.

Wettbewerbsfähiger in der Raumfahrt

Für Vega-C-Raketen waren bis einschließlich 2025 eigentlich gut ein Dutzend Starts geplant. Doch wann die Vega C wieder fliegen kann, war zunächst unklar. Weder Arianespace noch Esa äußerten sich zu den vorgesehenen Starts. Das Vega-C-Raketenprogramm liegt in der Hand der Esa. Hauptauftragnehmer ist das italienische Unternehmen Avio. Arianespace kümmert sich um die kommerzielle Seite der Starts.

Gemeinsam mit der größeren Trägerrakete Ariane 6, die im kommenden Jahr mit etwa drei Jahren Verspätung erstmals in den Weltraum starten soll, soll die Vega C die europäische Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen. Ursprünglich hatte die Ariane 6 bereits 2020 abheben sollen, der Start wurde mehrfach verschoben, unter anderem wegen der Corona-Pandemie. Arianespace-Chef Israël versicherte aber: «Weder die Ariane 5 noch die Ariane 6 sind von dem, was heute Nacht leider passiert ist, betroffen.»

Die vom Kurs abgekommene Rakete hatte zwei Erdbeobachtungssatelliten an Bord. Die Flugkörper Pléiades Neo 5 und 6 von Airbus sollten eine Konstellation der Erdbeobachtungssatelliten im All ergänzen. Airbus Defence und Space kommentierte den gescheiterten Start der Rakete auf Anfrage zunächst nicht.


Bildnachweis: © Manuel Pedoussaut/ESA/dpa
Copyright 2022, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten

Ihre Nachrichten fehlen auf der Gütersloh App? 

Meistgelesene Artikel

Polarlichter bringen Deutschlands Nachthimmel zum Leuchten
Allgemeines

Polarlichter haben am Wochenende für ein buntes Spektakel am Nachthimmel über Deutschland gesorgt. Auslöser dafür war ein extrem starker Sonnensturm.

weiterlesen...
Portugiesische Nationalmannschaft trainiert am 14. Juni im Heidewald-Stadion
Stadt Gütersloh

Knapp 6000 Fans dürfen sich über kostenlose Karten freuen – Ausgabe von maximal vier Tickets pro Person im Rahmen...

weiterlesen...
Subkultur in kommunaler Trägerschaft
Lokalnachrichten aus Gütersloh

Exklusiv-Interview mit Weberei-Chef Steffen Böning

weiterlesen...

Neueste Artikel

Gleichberechtigung: Erfolge und Herausforderungen
Kreis Gütersloh

Gütersloh. 75 Jahre Grundgesetz, 75 Jahre Gleichstellung: Der 23. Mai 2024 markiert nicht nur ein bedeutendes Datum...

weiterlesen...
Mindestens vier Tote bei Unwettern in Texas
Allgemeines

Extreme Wetterphänomene in den USA häufen sich. Im Süden des Landes kamen mehrere Menschen bei Sturm und Regen ums Leben.

weiterlesen...

Weitere Artikel derselben Kategorie

Mindestens vier Tote bei Unwettern in Texas
Allgemeines

Extreme Wetterphänomene in den USA häufen sich. Im Süden des Landes kamen mehrere Menschen bei Sturm und Regen ums Leben.

weiterlesen...
Unwetterwarnung der höchsten Stufe im Südwesten
Allgemeines

Es regnet heftig im Süden und Westen Deutschlands. Für einige Regionen hat der Deutsche Wetterdienst nun die höchste Unwetterwarnstufe ausgerufen.

weiterlesen...
ANZEIGE – Premiumpartner